Die Polizeigewerkschaft in NRW hat empört auf die Kritik von Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller an ihrem Vorgehen vor der Katastrophe in Duisburg regiert. „Die neuen Schuldzuweisungen gegen die Polizei sind eine Frechheit.“
Die Beteiligten der Loveparade schieben sich gegenseitig die Verwantwortung für die Katastrophe zu und üben heftige Kritik am Vorgehen des jeweils anderen.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Nordrhein-Westfalen hat empört auf die Kritik von Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller an ihrem Vorgehen in Duisburg regiert. „Die neuen Schuldzuweisungen gegen die Polizei durch die Veranstalter sind eine Frechheit“, erklärte die Gewerkschaft. „Er meldete 500.000 Teilnehmer an, erhielt eine Genehmigung der Stadt für 250.000 Teilnehmer und feierte bereits mittags öffentlich über eine Million Teilnehmer.“ Bei einer Massenpanik waren auf der Raver-Party am Samstag in Duisburg 20 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden.
Mehrere Medien hatten Schaller mit Kritik am Einsatz der Polizei zitiert. „Die Einsatzleitung hat die Anweisung gegeben, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen“, sagte der Unternehmer demnach. Dadurch sei der Hauptstrom der Besucher unkontrolliert in den Tunnel gelangt. Warum die Polizei diese Anweisung gegeben habe, wisse er nicht. „Für den Fall der Überfüllung sollten die Schleusen geschlossen werden.“
Polizeigewerkschaft will Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses
Durch den Tunnel waren die Besucher zum Veranstaltungsgelände gezwängt worden. Am Ausgang der Röhre war es am späten Nachmittag zu einer Massenpanik gekommen. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt gegen Unbekannt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. In der Kritik stehen nicht nur die Polizei, sondern auch Schaller und die Stadt Duisburg. Deren Bürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat Forderungen nach einem sofortigen Rücktritt zurückgewiesen.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft in Nordrhein-Westfalen fordert nach der Massenpanik bei der Loveparade in Duisburg mit 20 Toten eine Sondersitzung des Landtags-Innenausschusses. „Hier muss zügig politische Verantwortung übernommen werden. Und die Verantwortlichen dürfen sich nicht mehr hinter den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft verstecken“, hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung.
Ordern fühlten sich mit der Situation überfordert
1080 Ordner sollten bei der Loveparade in Duisburg für die Sicherheit sorgen. Doch sowohl die Ordner als auch die Polizisten waren nach Augenzeugenberichten mit der Situation überfordert. „Alle warteten auf Befehle, aber es kamen keine“, sagte ein Security-Mitarbeiter der „Bild“-Zeitung. „Irgendwann lagen dann überall Leichen. Die Notausgänge oberhalb der Rampe wurden erst durch die Polizei geöffnet, als es schon zu spät war“, zitiert das Blatt den 40-Jährigen weiter.
Die eingesetzten Ordnungskräfte seien laut dem Security-Mitarbeiter teilweise ungeeignet für die Aufgabe gewesen. „Da waren Jugendliche bei, fast noch Kinder. Sogar Rentner mit Gehfehlern standen da als Ordner“, beschrieb der Mann die Situation. Die Sicherheitskräfte hätten „Schnellhefter mit den wichtigsten Regeln“ erhalten. Den Veranstaltern seien nur zwei Dinge wichtig gewesen. „Die Floats dürfen nicht stoppen, und niemand darf ohne Befehl die Notausgänge öffnen“, sagte er.
Die Panik habe er nur durch Zufall mitbekommen. „Ich sah, wie die ersten Menschen anfingen, Zäune niederzutrampeln“, sagte der 40-Jährige. Um dort hinzukommen, habe er für 140 Meter 40 Minuten gebraucht. (rtr/ddp)