Freiburg. Die Entwicklungshilfe ist für die Afrikaner eher ein Hindernis. Sie fördert den "schwarzen Kolonialismus". In einem Gastkommentar schildert Albrecht Heise, ehemaliger Auslandskorrespondent des ZDF und freier Autor, die Sicht aus seinen Erfahrungen.

Ich bereise Afrika seit 1967, und der Augenschein spricht nicht dafür, dass Entwicklungshilfe den Afrikanern zu mehr Lebensqualität verholfen hätte. Im Gegenteil: Entwicklungshilfe hat genau die politischen Strukturen gestützt, die Afrikas Entwicklung bis heute verhindern, nämlich die Fremdherrschaft einer kleinen „Elite“ über die anderen Völker in jeder der ehemaligen Kolonien. Damit hat Entwicklungshilfe der Mehrheit großes Leid zugefügt. Profitiert haben nur die „Eliten“.

Deshalb meine Forderung, vor allem die Budgethilfe, die Zahlungen direkt an afrikanische Regierungen, sofort einzustellen - und alle übrigen Projekte rasch auslaufen zu lassen. Nur so können wir dazu beitragen, dass sich in Afrika Grundlegendes ändert, dass nämlich die bis heute bestehenden kolonialen Strukturen endlich aufgebrochen werden. Mit ihrer sogenannten Unabhängigkeit vor 50 Jahren wurden ja die Afrikaner nicht wirklich vom Kolonialismus befreit. Die Macht ging nur über von weißen an schwarze Kolonialherren. Die etwa tausend Völker blieben so unfrei wie zuvor. Und sie sind es bis heute, auch wegen der Entwicklungshilfe, der einen Stütze des Systems. Die andere Stütze sind global operierende Wirtschaftsunternehmen, denen Afrika nur in seinem jetzigen Zustand erstklassige Bedingungen bietet und glänzende Renditen.

Bildet Gemeinschaften nach dem Muster der EU

Das zu ändern wäre Voraussetzung für eine wirkliche Entwicklung Afrikas: Die Befreiung der tausend Völker aus dem „Schwarzen Kolonialismus“. Natürlich würde das allein nicht genügen. Die dann nach langer Unfreiheit wieder für sich selber verantwortlichen Völker könnten sich dann zu großen Völkergemeinschaften nach dem Muster der Europäischen Union zusammenschließen, um politisch und wirtschaftlich handlungsfähig zu werden. Und dabei müssen wir ihnen massiv helfen!

Wer statt dessen jetzt mehr Geld für „Entwicklungshilfe“ fordert, müsste eigentlich wissen, dass er die Leiden der Afrikaner nur verlängert, weil damit die kolonialen und hoch kriminellen Verhältnisse bleiben können, wie sie sind. Nebenbei sichert die Entwicklungshilfe allein in Deutschland etwa hunderttausend gut bezahlte Arbeitsplätze...

Das sind nicht etwa meine eigenen Ideen zum Thema. Das sagen heute kluge Afrikaner jedem ins Gesicht, der sie nach ihrer Meinung zur “Entwicklungshilfe“ fragt. „Mehr Geld und weiter wie bisher“ fordern dagegen die schwarzen und weißen Profiteure der „Entwicklungshilfe“ und des von ihr gestützten „Schwarzen Kolonialismus“, Leute also, die hinreichend bewiesen haben, wie wenig sie das Schicksal der armen Afrikaner schert.