Köln. Deutschlands Beamte sind immer öfter krank. Besonders ungesund scheint die Arbeit der Beschäftigten im Bundestag zu sein. Verdi und Beamtenbund fordern die Wiedereinführung der staatlich geförderten Altersteilzeit. Innenminister Thomas de Maizière lehnt das klar ab.

Im Schnitt fällt jeder staatlich Beschäftigte 16,3 Tage pro Jahr aus, bei den Angehörigen des einfachen Dienstes sind es sogar 22,2 Tage – viel wie nie zuvor und deutlich mehr als in der Privatwirtschaft. Besonders ungesund ist die Arbeit der Beschäftigten im Bundestag. Deren Krankenstände nehmen inzwischen eine Spitzenstellung ein.

Der neue Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ist alarmiert. Er sprach auf der Jahrestagung des Deutschen Beamtenbundes in Köln von einem „Ausmaß, das nicht akzeptabel ist”. De Maizière: „Den Krankenstand deutlich zu senken, muss unser Ziel sein." Das Bundesinnenministerium hat deshalb im Dezember eine Gesundheitsvereinbarung mit den Gewerkschaften getroffen.

Die Debatte über den Krankenstand spielt eine wesentliche Rolle bei den Tarifverhandlungen für die zwei Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen, die am Mittwoch beginnen. Denn krank sind vor allem die 55- bis 59-jährigen mit im Schnitt über 20 Tagen Ausfall jährlich. Für Ältere verlangen Verdi und Beamtenbund die Wiedereinführung der staatlich geförderten Altersteilzeit. Der Innenminister lehnt dies klar ab.

Insgesamt verlangt er angesichts der Krise und einer fünfprozentigen Tarifforderung der Gewerkschaften eine „maßvolle Lohnpolitik”. Der Vorsitzende des Deutschen Beamtenbundes, Peter Heesen, wies darauf hin, dass viele Jobs im Öffentlichen Dienst in der letzten Zeit gefährlicher geworden seien: „Da werden Lehrerinnen und Lehrer immer öfter in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt, Strafvollzugsbedienstete tätlich angegriffen und verwundet. Da wächst die Zahl der gewalttätigen Angriffe auf Polizisten in erschreckender Weise”.

Ministerpräsident Rüttgers sagte, die Forderung nach Neueinstellungen im Öffentlichen Dienst sei angesichts des Personalabbaus der letzten Jahre „nicht von der Hand zu weisen”. Allerdings sei die Frage der Finanzierbarkeit offen.