Aachen. Der JVA-Ausbruch in Aachen hat ein politisches Nachspiel: Die Opposition fordert von Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter Aufklärung - in einer Sondersitzung. Gegen die gefassten Ausbrecher Michael Heckhoff und Peter Paul Michalski will die Staatsanwaltschaft zügig Anklage erheben.
Der Ausbruch von zwei Schwerverbrechern aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Aachen hat ein politisches Nachspiel im Düsseldorfer Landtag. Zu einer Sondersitzung des Rechtsausschusses kommen die Abgeordneten am Freitag um 11 Uhr zusammen, wie SPD und Grüne am Mittwoch mitteilten. Die Opposition fordert von Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) Aufklärung darüber, wie die gefährlichen Kriminellen aus einer modernen Haftanstalt ausbrechen konnten.
Anklage gegen die Ausbrecher
Nach der Festnahme der beiden Gefängnisausbrecher aus der JVA Aachen will die Staatsanwaltschaft zügig Anklage erheben. Die Ermittlungen gegen die Sträflinge dürften relativ schnell abgeschlossen sein, sagte Oberstaatsanwalt Robert Deller am Mittwoch der AP. Die bereits zu lebenslanger Haftstrafe und Sicherungsverwahrung verurteilten Schwerverbrecher Michael Heckhoff und Paul Peter Michalski müssen sich unter anderem voraussichtlich wegen Geiselnahme und schwerer räuberischer Erpressung vor Gericht verantworten.
Welche Straftaten die beiden Männer auf ihrer Flucht begangen hätten, sei relativ klar, sagte Deller. Nach ihren Ausbruch hatten die beiden bewaffneten 46 und 50 Jahre alten Männer insgesamt fünf Menschen gezwungen, ihnen bei der Flucht über Köln ins Ruhrgebiet zu helfen. Geiselgangster Heckhoff wurde am Sonntag in Mülheim an der Ruhr gefasst, der verurteilte Mörder Michalski am Dienstag in Schermbeck im Kreis Wesel.
In unterschiedlichen Gefängnissen untergebracht
Es sei sehr unwahrscheinlich, dass sich die beiden mit Ausnahme vor Gericht je wiedersehen würden, sagte Deller. Heckhoff ist derzeit in einem Hochsicherheitstrakt in der JVA Bochum untergebracht, Michalski soll nach Abschluss der Vernehmungen nach Bielefeld kommen. Nach Informationen der Westdeutschen Zeitung online befindet sich der verurteilte Mörder Peter Paul Michalski in der JVA Simonshöfchen in Wuppertal.
Die beiden Schwerverbrecher waren vergangenen Donnerstag offenbar mit Hilfe eines JVA-Beamten aus dem Gefängnis in Aachen ausgebrochen. Mit ihrer Flucht quer durch Nordrhein-Westfalen hatte die als hoch gefährlich eingestuften Sträflinge Polizei und Bewohner tagelang in Atem gehalten.
Ob der 40-jährige Wärter, der seit Samstag in Untersuchungshaft sitzt, erpresst oder bestochen worden sei, sei weiter offen, sagte Deller. Der JVA-Beamte habe sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. Er soll die Ausbrecher aus der Anstalt herausgeschleust und mit Waffen ausgestattet haben.
Mitgefangener soll Taxi organisiert haben
Ein Ermittlungsverfahren wegen der Beihilfe zur Gefangenenbefreiung hat die Staatsanwaltschaft Aachen inzwischen auch gegen einen ehemaligen Mitgefangenen Michalskis und Heckhoffs eingeleitet. Der 35-jährige Mann stehe im Verdacht, den beiden Sträflingen das Taxi zur ersten Station ihrer Flucht nach Kerpen organisiert zu haben.
Der Häftling hatte den Angaben zufolge am Tag des Ausbruchs Ausgang, um seine baldige Entlassung vorzubereiten. «Er ließ sich mit einem Taxi zur JVA zurückfahren und als er ausstieg, stiegen Michalski und Heckhoff ein», sagte Deller. Das könne kein Zufall sein, betonte er. Da die drei im selben Hafthaus in Aachen untergebracht gewesen seien, liege der Verdacht der Absprache nahe. Eine Vernehmung des 35-Jährigen sei für die nächsten Tage geplant. (ddp/ap)