Düsseldorf. Bayer-Chef Werner Wenning fordert von den Beschäftigten mehr Flexibilität bei Löhnen und Arbeitszeiten. Betriebsbedingte Kündigungen seien am Standort Deutschland bis Jahresende jedoch ausgeschlossen. Auch will der Konzern seine Forschung mit 2,9 Milliarden Euro ankurbeln.
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer blickt trotz der schweren globalen Wirtschaftskrise «relativ zuversichtlich» in die Zukunft. Der Konzern profitiere von seiner Ausrichtung auf die weniger von der weltwirtschaftlichen Entwicklung abhängigen Life-Science-Bereiche, sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning am Dienstag auf der Hauptversammlung in Düsseldorf.
Gleichzeitig verwies er darauf, dass sich der DAX-Konzern etwaigen Kürzungen von Produktionskapazitäten im Markt nicht werde entziehen können. Betriebsbedingte Kündigungen sind derzeit im Bayer-Konzern am Standort Deutschland bis zum Jahresende ausgeschlossen. Wenning kündigte die Aufnahme von Gesprächen über eine sich zeitlich anschließende, angemessene Regelung an. «Dabei benötigen wir sicherlich mehr Flexibilität - bei den Löhnen, bei den Arbeitszeiten und bei den Einsatzorten».
Kunststoffgeschäft eingebrochen
Im ersten Quartal dieses Jahres hatte die weltweite Wirtschaftskrise deutliche Spuren bei dem Leverkusener Konzern hinterlassen. Vor allem das Kunststoffgeschäft (MaterialScience) belastete Umsatz und Gewinn stärker als erwartet. Die Sparten Gesundheit und Pflanzenschutz zeigten sich dagegen weitgehend krisenresistent.
Bayer hatte in der Kunststoffsparte weltweit frühzeitig mit vorübergehenden Stilllegungen, Produktionsdrosselungen und dem Abbau von Arbeitszeitguthaben reagiert. Zudem beschlossen Management und Arbeitnehmervertreter für den Standort Deutschland eine befristete Reduzierung der Arbeitszeiten bei gleichzeitiger entsprechender Absenkung der Tarifentgelte. Die Einführung von Kurzarbeit sei derzeit nicht vorgesehen, erklärte Wenning. Dies bleibe jedoch eine Option.
"Erste Anzeichen einer Belebung der Nachfrage"
Am Dienstag erneuerte Wenning seine Aussage, dass das Ziel, den Rückgang des um Sondereinflüsse bereinigten Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) im Gesamtjahr auf fünf Prozent zu begrenzen, «zunehmend ambitioniert» sei. Im Falle einer spürbaren Belebung des MaterialScience-Geschäfts halte er ein Erreichen des Ziels aber weiter für möglich. «Erste Anzeichen einer leichten Belebung der Nachfrage werden erkennbar - allerdings ist das bislang kein Signal für eine nachhaltige Entwicklung», sagte der Vorstandsvorsitzende. Das Kunststoffgeschäft stehe trotz der aktuellen Probleme nicht in Frage.
2008 hatte Bayer mit 108 000 Mitarbeitern weltweit einem Umsatz von 32,9 Milliarden Euro, ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Sonderaufwendungen (Ebitda) von 6,9 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis 1,7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Auf der Grundlage des «operativ erfolgreichsten Jahres in der Unternehmensgeschichte» will Bayer seinen Aktionären eine um 3,7 Prozent erhöhte Dividende von 1,40 Euro je Aktie zahlen. (ddp)