Ban Ki Moon ist ein kühler, zurückhaltender Mann, mit dem nur wenige Reporter ein Interview machen können. Richard Kiessler von der WAZ-Gruppe ist es gelungen, er saß mit dem Generalsekretär der UNO auf einem Sofa. Doch bis das soweit war, musste Kiessler viel Arbeit investieren - und geduldig sein.

Eigentlich gibt er keine Interviews – und wenn doch, dann äußerst selten. Ban Ki Moon, seit 2007 Generalsekretär der UNO, ließ sich auf eine Ausnahme ein und gewährte mir ein ausführliches Exklusiv-Interview. Der 65jährige, eher schmächtige südkoreanische Diplomat ist ein kühler, zurückhaltender Mann, der auf den ersten Blick so gar nichts vom mitreißenden Charisma seines Vorgängers Kofi Annan vermittelt. Manche halten ihn für dröge. Doch im Gespräch taut der UNO-Chef auf, erweist sich als liebenswürdig und als präziser Sachkenner der brennenden weltpolitischen Probleme.

Wir trafen uns in Kopenhagen. Dort hatte der UNO-Chef die Sitzung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eröffnet und Gespräche mit der dänischen Regierung geführt, die im Dezember den UNO-Klimagipfel auszurichten hat. Er empfing mich letzten Sonntag, Punkt 12 Uhr mittags, in seiner von grimmig blickenden Bodyguards bewachten Suite im 12. Stock des Airport Hilton Hotels – mit Panoramablick vom Sofa auf die tosende Nordsee.

Um an ein Interview mit dem UNO-Generalsekretär zu kommen, nützt es nichts, im Glaspalast an New Yorks East River anzurufen und seiner Pressesprecherin Marie Okaba den Wunsch vorzutragen. Sorry, würde die höfliche Japanerin sagen. Man muss schon einen direkten Draht zu Ban Ki Moon haben. Den hatte ich nicht. Aber in unserem Verlag haben wir einen Manager, den mazedonischen Ex-Außenminister Srgjan Kerim, der auch mal Botschafter in Deutschland war, vor allem aber Präsident der UNO-Vollversammlung im letzten Jahr.

Vorbereitungen zogen sich über ein Jahr hin

Mein Fürsprecher tat sein Bestes – aber die Vorbereitungen für das Interview zogen sich weit über ein Jahr hin. Denn der Generalsekretär ist von der berüchtigten UNO-Bürokratie umzingelt, die es zu überzeugen galt. Das Office of the Secretary General war mehr als wissbegierig. Ban Ki Moons Mitarbeiter wollten alles Mögliche über die europaweiten Aktivitäten unserer Mediengruppe erfahren, sie verlangten ausführliche biografische Angaben von mir, sie wollten über die Themen informiert werden, die ich ansprechen würde. Dreimal wurde der Ort des Treffens gewechselt – erst sollte es in New York sein, dann in Genf, schließlich in Kopenhagen. Exakt 30 Minuten würde ich haben.

Dass es über 50 Minuten wurden, lag an dem Wunsch Ban Ki Moons, nach dem Interview mit mir über die deutsche Wiedervereinigung zu sprechen. Meinem Lebenslauf hatte er entnommen, dass ich Co-Autor eines Buches über den diplomatischen Weg zur deutschen Einheit bin. Als Koreaner sei er interessiert, wie die Deutschen ihre staatliche Einheit organisiert hätten. Und er war informiert: Gemessen an den Aufwendungen habe jeder Westdeutsche vier Ostdeutsche finanziert, bemerkte er lächelnd. „In Südkorea müsste jeder 30 Nordkoreaner finanzieren, weil das Land so arm ist. Das können wir uns nicht leisten!“

Ban Ki Moon verabschiedete mich auf Deutsch. Ein paar Worte kennt er aus seiner Zeit als Botschafter in Österreich.