Nach 50 Jahren - Kings Rede bleibt ein unerfüllter Traum
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Washington. Die Ungleichheiten sind nahezu zementiert, der Fortschritt bleibt 50 Jahre nach Martin Luther Kings legendärer Rede eine Schnecke. In den USA ist die Angst vor dem “schwarzen Mann“ einer Gleichgültigkeit gewichen. Schwarze und Weiße leben in getrennten Welten. Ein Kommentar von Dirk Hautkapp.
Washington glich einer Festung. Auf den Straßen patrouillierten Tausende Soldaten. In den Medien wurde, je näher die Rede heranrückte, die Angst vor „Horden plündernder Neger“ geschürt. So wie damals, als Martin Luther King mit 16 Minuten pazifistischer Wortgewalt Amerikas Wandlungsfähigkeit beschwor, auf dass am Ende Eintracht und Gerechtigkeit über Rassismus und Borniertheit triumphieren mögen, wird es am 28. August 2013 in der Hauptstadt nicht zugehen.
Die Angst vor dem „schwarzen Mann“, der sich damals erhob und lange nach Abschaffung der Sklaverei Chancengleichheit einforderte, ist einer gewissen Gleichgültigkeit gewichen. Im Alltag schlägt sich die schwarze Bevölkerung mit den Tatsachen herum – sprich mit den Unwuchten einer Gesellschaft, die Ungleichheit nahezu zementiert hat.
Alltags-Apartheid
Schaut man sich Gesundheit, Bildung, Arbeit, Einkommen, Aufstieg, Justiz und politische Teilhabe an, nimmt sich der Fortschritt wie eine Schnecke aus. Schwarze landen öfter im Gefängnis und erhalten härtere Haftstrafen als Weiße. Sie haben eine viel höhere Rate von Schulabbrechern, Arbeitslosen, Teenager-Schwangerschaften, Übergewichtigen und Gewaltopfern. Mag die Rassentrennung auch gesetzlich aufgehoben sein, im Alltag, das zeigen die Wohn- und Lebensverhältnisse nahezu jeder größeren Stadt, gehen sich Schwarze und Weiße aus dem Weg und leben in ihren eigenen Welten.
Der Traum von Martin Luther King ist bis heute nicht erfüllt. Es herrscht eine teils offene, teils subtile Alltags-Apartheid, was nicht nur die Bestrebungen der politischen Rechten zeigen, Schwarze vom ureigenen politischen Entscheidungsprozess auszuklammern. Im vergangenen Wahlkampf wurde offen und niederträchtig über Herkunft und Religion von Präsident Obama spekuliert, republikanische Extremisten brandmarken die historische Krankenversicherung Obamas bis heute als Teufelszeug. All das beweist, wie lebendig die Dämonen noch sind, die das Land längst überwunden glaubte.
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