Wenn Kroatien am Montag der EU beitritt, dann ist das für die Europäische Union und für Kroatien selbst zu früh. Kroatien ist wunderschön - aber noch nicht reif für die EU. Die Schulden sind enorm, die Arbeitslosigkeit groß. Europa hätte eine Pause von den Erweiterungen nötig. Ein Kommentar.

Kroatien ist ein wunderschönes Land, reich an Kultur und voller netter Menschen, aber nicht fit für die Europäische Union. Erstens: die Geschichte. Noch immer tun sich die Kroaten schwer, die eigene Rolle im Balkan anzunehmen und den Weg vom Ustaša-Faschismus zu Tudjmans Nationalismus kritisch aufzuarbeiten. Die Weigerung, den früheren Geheimdienstler Josip Perkovic an Deutschland auszuliefern, spricht Bände. Perkovic soll vor 30 Jahren in München die Ermordung eines regimekritischen Exil-Kroaten organisiert haben.

Zweitens: die Wirtschaft. Die Kroaten haben hart gearbeitet, aber die Schulden des Landes sind enorm, die Wirtschaftsleistung gering. Jeder fünfte Kroate ist arbeitslos, unter den jungen Menschen sogar jeder Zweite. Kroatien kann leicht zum neuen Problemfall für die EU werden, die sich von der Finanzkrise noch lange nicht erholt hat. Auch die Aufnahme von Rumänien und Bulgarien kam viel zu früh. Europa braucht eine Pause.