Die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr verpasst, für die EM im kommenden Jahr ebenfalls nicht qualifiziert. Die Handball-Nationalmannschaft der Männer befindet sich in der schlimmsten Krise. Die Gründe.

Die Olympischen Spiele im vergangenen Jahr verpasst, für die EM im kommenden Jahr ebenfalls nicht qualifiziert - es ist ein Horrorszenario und auf den ersten Blick der Tiefpunkt für die deutsche Handball-Nationalmannschaft der Männer.

Auf den zweiten Blick kann der Weltmeister von 2007 nur wenige Jahre nach diesem Triumph noch tiefer sinken. Weil die Qualifikation für die WM 2015 in Katar nun nur über eine Vor-Qualifikation mit anschließender Play-off-Runde gegen eine Mannschaft aus der Weltspitze erreicht werden kann.

Und wer traut den Männern in Schwarz-Rot-Gold dies zu? Aktuell, in der schlimmsten Krise des deutschen Handballs.

Die Gründe für diese liegen auf der Hand. An der Spitze der Mängelliste thront mit Abstand die seit Jahren herrschende unfassbare Ignoranz der meisten Klubs aus der Handball-Bundesliga, die sich hartnäckig weigern, deutschen Talenten Spielpraxis zu verschaffen.

WP-Redakteur Falk Blesken
WP-Redakteur Falk Blesken

Ändert sich hieran nichts, merken die Bosse nicht bald, dass ihre Liga ohne eine starke Nationalmannschaft an Glanz und finanzieller Potenz verlieren wird, gelingt Deutschland vielleicht ab und an ein Ausrufezeichen, aber es erreicht nie wieder die für große Erfolge notwendige Kontinuität. Die von Bundestrainer Martin Heuberger geforderte Selbstbeschränkung der Klubs in punkto Ausländerplätze ist daher alternativlos. Es sei denn, die Herren sind erpicht auf Dankesschreiben aus Nachbarländern, deren Spieler die Liga gestählt hat.

Allerdings muss sich - neben den Spielern - auch Heuberger hinterfragen. Er führte die Mannschaft nicht zu den Olympischen Spielen und scheiterte nun in einer Qualifikationsgruppe, die keinesfalls zu den stärksten zählte. Tschechien? Okay. Dass aber das kleine Montenegro zur EM fährt und Deutschland zweimal besiegte - ein Desaster für den größten Handballverband der Welt.

Das Präsidium des Deutschen Handballbundes müsste jetzt schnell handeln. Dass bis zu den Neuwahlen beim Bundestag im September keine grundlegenden Entscheidungen getroffen werden sollen, verschlechtert das Bild in der Öffentlichkeit und bei Sponsoren. Die Zeit drängt.