Eine Sparkasse, die findet, Sparen lohne sich nicht? Das klingt paradox, fast so, als räume ein Fischhändler freiwillig ein, sein Fisch sei nicht frisch. Widerspruch hin oder her: Natürlich steckt mehr dahinter, wenn die Sparkassen landauf und landab über niedrige Zinsen klagen.
Zum einen greifen sie den berechtigten Unmut ihrer Kunden auf, die vergeblich darauf warten, dass es sich endlich wieder auszahlt, Geld auf die hohe Kante zu legen. Zum anderen wollen die Sparkassen wohl klarmachen, dass nicht sie, sondern die Notenbanken und Europas Politik maßgeblich für die historisch niedrigen Zinsen verantwortlich sind. Um erneut das Bild vom Fischhändler zu bemühen: Die Sparkassen stellen den Lieferanten an den Pranger, der seit Monaten nur Fische liefert, die den Kunden kaum schmecken.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass es den meisten Sparkassen alles andere als schlecht geht. Angesichts globaler Turbulenzen vertrauen viele Kunden ihr Geld lieber bodenständigen Instituten vor Ort an. Da verblüfft es kaum, dass auch die Gewinne vieler kommunaler Geldhäuser gestiegen sind. Entsprechend sollten die Sparkassenchefs den Spielraum nutzen, wenn es darum geht, treuen Kunden gute Zinsen anzubieten. In Sachen Niedrigzins-Politik können die Sparkassen in Wermelskirchen, Heinsberg oder Radevormwald allerdings kaum etwas ausrichten. Die Europäische Zentralbank ist gefordert.