Berlin. Zwei Schlappen, ein großer Unterschied: Die Perspektiven der Linken sind auf Bundesebene deutlich besser als jene der Piraten. Für Peer Steinbrück ist das Ergebnis in Niedersachsen ein Gottesgeschenk - und Rösler wird kämpfen.
Es ist wie im Sport. Man braucht ein Zielfoto. So nah sind Schwarz-Gelb und Rot-Grün beieinander. Halten wir uns an die wenigen Fakten der gestrigen Wahl: Gewonnen haben in Niedersachsen zweifellos die FDP und die Grünen.
Aber: Rot-Grün hat seine Chance gewahrt und den hauchdünnen Vorsprung aus den Umfragen verteidigt. Am Ende dieser Achterbahnfahrt der Gefühle kann die SPD den Ministerpräsidenten in Hannover stellen. Für die Partei im Bund ist noch wichtiger, dass sie damit die Patzer von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück vergessen macht und dass Rot-Grün damit die Oberhand im Bundesrat gewinnt.
Ein Gottesgeschenk für Steinbrück
Noch größer dürfte die Erleichterung der Sozialdemokraten darüber sein, dass sie in Niedersachsen um eine große Koalition herumkommen werden. Denn erstens hätte man die eigenen Anhänger schlecht für die Bundestagswahl mobilisieren können. Und zweitens wäre es genau die Konstellation gewesen, für die Steinbrück nach eigenen Worten nicht bereit stand. Für ihn ist die gestrige Wahl wie ein Gottesgeschenk. Nun könnte es tatsächlich klappen mit einem Neustart der SPD.
Dabei war der CDU und der FDP seit dem Sommer in Niedersachsen eine fulminante Aufholjagd gelungen. So könnte es gehen, auch im Bund: als Lagerwahlkampf.
Die Linke hat erfahren, wie hoch die Trauben in einem Flächenland hängen. Auf Bundesebene, mit den Stimmen aus dem Osten, könnte das Ergebnis im Herbst allerdings schon viel besser aussehen. Trostloser sind da die Perspektiven für die "Piratenpartei". Sie erlebte den Totalabsturz
Rösler wird nicht kneifen, sondern kämpfen
Bei der Aufholjagd von Schwarz-Gelb saß McAllister am Lenker, die FDP auf dem Soziussitz. Mit dem Wissen fragen sich manche Liberale weiter, ob sie Parteichef Philipp Rösler stützen oder stürzen sollten. Das Ergebnis ist allerdings so gut, dass die Partei besser von einer Messerstecherei absehen sollte. Röslers Antwort sollte seit gestern jedenfalls klar sein: Nicht kneifen, sondern kämpfen, jetzt erst recht.