Besondere Krisen verlangen besondere Lösungen und zuweilen auch das Außerkraftsetzen gewohnter Ordnungen. Etwa, wenn sich der Vorstandschef hinter seinen Aufsichtsratsvorsitzenden und Kontrolleur stellt. Das ist zweifelsohne ungewöhnlich, muss aber nicht falsch sein, wenn das Tandem gut arbeitet.
Lässt man mal – auch wenn es schwer fällt – das Brasilien-Desaster außer Acht, ist festzustellen: Hiesinger hat ein enormes Umbauprogramm abgearbeitet, er hat sich die Erneuerung der Unternehmenskultur vorgenommen und mit Worten Missstände benannt und mit Taten abgeräumt. Auch wenn Aufsichtsratschef Cromme zu Recht wegen der Fehlinvestitionen, der Kartell- und Korruptionsfälle in der Kritik steht, so hat er doch auch einen Anteil an der neueren Geschichte des Unternehmens. Sehr spät, aber dennoch hat er Hiesinger geholt.
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Der war anfangs eingemauert im Vorstand. Die beiden als Kronprinzen gehandelten Vorstände Eichler und Berlien, der Cromme-Vertraute Claassen – viel Beinfreiheit hatte Hiesinger nicht. Das hat sich mit dem spektakulären Abgang der drei Manager drastisch geändert. Hiesinger hat damit eine Stärke als Vorstandschef wie lange Zeit keiner vor ihm. Das ist gut fürs Unternehmen, jedenfalls bis jetzt. Die Aktionäre danken es ihm mit Vertrauen.