Düsseldorf.

Im Fall des Bonner Bombenfunds geraten tatsächliche Ermittlungsergebnisse, öffentliche Erwartungshaltung und veröffentlichte Spekulationen zusehends in ein schwer erträgliches Spannungsverhältnis. Der islamistische Hintergrund der Tat und die theoretisch verheerende Wirkung des Sprengsatzes, die längst Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und vieler Schlagzeilen waren, scheinen nunmehr nicht mehr gewiss.

Zwei Verdächtigen und vielen Schlussfolgerungen zum Trotz: War es am Ende ein verwirrter Erpresser, der die blaue Sporttasche abstellte? Es ist normale Ermittlungsarbeit, Spuren in viele Richtungen abzuschreiten und die Belastbarkeit von Indizien zu überprüfen. Ist das Szenario wie im Bonner Fall jedoch einmal öffentlich entworfen, fällt es schwer, die Mühseligkeit polizeilicher Puzzlearbeit zu akzeptieren. Dabei sollte der Skandal um die NSU-Mordserie lehren, das Blickfeld weit zu halten.