Essen. Zu wenig Geld, zu wenig Personal, zu viel Arbeit: Die Polizei ist mit der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen überfordert. Das liegt nicht daran, dass die Beamten schlecht arbeiten, sondern daran, dass ihre Ausstattung schlecht ist. Doch auch die Organisation kann verbessert werden.
Die Ermittlungs-Defizite der nordrhein-westfälischen Polizei im Kampf gegen marodierende Einbrecherbanden und ihre miserable Aufklärungsquote in diesem Bereich mögen viele leicht ergründbare Ursachen haben.
An erster Stelle ist das eng gestrickte Verkehrsnetz zu finden. Wo die osteuropäischen Banden schnell verschwinden können, tun sie es auch. Grenzkontrollen gibt es wegen des Schengen-Abkommens nicht mehr. Ob die Bewachung der EU-Außengrenze in Polen und im Baltikum taugt, sie dann abzufangen, ist eine gute Frage.
Die Organisation bei der Polizei funktioniert nicht
Eine Rolle spielt der Geldmangel. Im letzten Jahrzehnt sind tausende Stellen abgebaut worden. Das rächt sich gerade dann, wenn die „Alltagskriminalität“ in den Griff zu kriegen ist. DNA-Spuren bleiben unbearbeitet liegen. Die notwendige Sachenfahndung im Internet oder auch in Leihhäusern, die auf die Spur größerer krimineller Organisationen führen könnte, scheitert am fehlenden Personal.
Der Bericht der von Innenminister Ralf Jäger eingesetzten Kommission offenbart am Ende aber eine viel größere Lücke: Die Organisation stimmt nicht. Viele Stellen arbeiten einfach nebeneinander her. Sie tun das mit gutem Willen. Vielleicht zeigen sie auch überdurchschnittlichen Einsatz. Aber die Arbeit muss am Ende uneffektiv bleiben.
Erste Korrektur-Ansätze sind erkennbar
Man darf sich das wohl so vorstellen: Die Polizei in Dortmund fasst einen Dieb, den sie für einen kleinen Fisch hält, weil er dort noch nicht auffiel – und die in Köln kennt ihn längst als bekannten Kunden. Nur reden Dortmund und Köln nicht miteinander. Wenn zwei sich anschweigen, freut sich der Dritte.
Es gibt erste Ansätze der Korrektur. So wurde ein Auswerteverband Ruhr auf die Beine gestellt, in dem die Präsidien der Revierstädte zusammenarbeiten. Auch sollen spektakuläre Aktionen – wie am Donnerstag im Rheinland – potenzielle Banden abschrecken.
Mangelnde Information ermöglichte das Morden der "Zwickauer Zelle"
Doch taucht immer wieder dieser Verdacht auf: Dass in Deutschland, dessen Kriminalpolizei international mit FBI und Scotland Yard mithält, die Früchte dieses Könnens durch Fallstricke in der Organisation aufs Spiel setzt. Mangelnde Information zwischen zig konkurrierenden Behörden haben schließlich auch zur katastrophalen Fehleinschätzung geführt, derentwegen die rechtsextreme „Zwickauer Zelle“ über Jahre ungehindert morden konnte.
Wohnungseinbrüche sind durch Eigenschutz der Hauseigentümer oft zu verhindern. Das ist richtig. Wo sie aber gelingen, geht es meist nicht um den Wert der Beute. Sie treffen die Menschen tief. Sie wühlen die Psyche der Opfer auf, weil da jemand in ihr intimes Lebensumfeld vorgedrungen ist. „Es war jemand da“, ist die furchtsame Erkenntnis. Die Menschen stellen fest: Die Polizei ist nicht nur nicht in der Lage, dieses Eindringen zu durchkreuzen. Sie kann – die 15-prozentige Aufklärungsquote belegt das – nicht einmal die Täter fassen.
So etwas kann am Ende zur Staatsverdrossenheit führen. Auch deshalb ist die schonungslose Selbsterkenntnis wie im jetzt bekannt gewordenen Bericht wichtig.