Die Vollsperrung der A45-Talbrücke verdient jede parlamentarische Aufarbeitung. Und die Opposition bekommt die Chance, Wüst zu stellen.
Das Debakel um die Vollsperrung der A45-Talbrücke „Rahmede“ verdient jede parlamentarische Aufarbeitung. Nicht nur, weil die Sauerlandlinie zu den Lebensadern des Landes gehört und die furchtbare Lage von Unternehmen und Anwohnern in Lüdenscheid nicht länger achselzuckend hingekommen werden darf. Es ist auch ein Lehrstück über chronische Mangelverwaltung in der Verkehrsplanung und einen fahrlässigen Umgang mit Infrastruktur, die seit den 1960er Jahren systematisch auf Verschleiß gefahren wird.
Wenn nicht alles täuscht, wird schon bald ein Untersuchungsausschuss des Landtags Verantwortlichkeiten klären und Lehren für die vielen weiteren maroden Brücken ziehen, die auf Sanierung und Neubau warten. Gerichtsähnliche Befugnisse wie Akteneinsicht und das Recht zur Zeugenvorladung dürften dabei helfen, das Rätsel von „Rahmede“ endlich zu lösen. Wie konnte es zugelassen werden, dass Sanierung oder Neubau eines über 450 Meter langen Bauwerks in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt so lange verschoben wird, bis der Einsturz akut droht?
Gewiss dient ein Untersuchungsausschuss der Opposition von SPD und FDP auch als politisches Kampfinstrument. Ministerpräsident Wüst, dem es seit eineinhalb Jahren ganz gut gelingt, freundlich über den Dingen zu schweben, soll erkennbar in die Mühen der Ebene hinabgezogen werden. Zumal sich bei ihm als ehemaligem Verkehrsminister zumindest die Frage der politischen Verantwortung stellt. Die schwarz-grüne Salamitaktik im Umgang mit immer neu auftauchenden A45-Akten und angeblich einsamen Ingenieurs-Entscheidungen dürfte den Ermittlungsehrgeiz eher angefacht haben.