Essen. Uniper verliert bis zu 100 Millionen Euro – am Tag. Doch in die Abhängigkeit von Russland hat sich der Konzern bereitwillig begeben.
Wer sich noch gefragt hat, wem er warum bald eine Gasumlage zahlen soll, weiß es nun: Zwölf Milliarden Euro Verlust nur im ersten Halbjahr machen Uniper zum Pleitekandidaten. Weil die Regierung die Insolvenz von Deutschlands größten Gasimporteur unbedingt vermeiden will und muss, hat sie ein 15-Milliarden-Rettungspaket geschnürt und bittet zusätzlich alle Gaskunden ab Oktober zur Kasse.
Uniper sieht sich als Spielball des russischen Gaskriegs gegen Europa. Das Mitleid hält sich arg in Grenzen: Uniper, die frühere Ruhrgas, hat sich ganz bewusst in die Hände von Russland begeben – und sehr lange sehr viel Geld mit dem Billiggas aus Putins Reich verdient. Weil alle deutschen Regierungen der vergangenen Jahrzehnte das auf Wunsch der Industrie erst ermöglicht haben, muss der Staat Uniper nun retten, um einen Systemkollaps zu verhindern.
Die finnische Mutter überlässt Rettung den Deutschen
Es darf befremden, dass die finnische Uniper-Mutter Fortum, die ihrerseits dem finnischen Staat gehört, zur Rettung der deutschen Tochter nichts mehr beitragen will. Die Finnen lassen die Deutschen im Stich – allerdings mit dem korrekten Hinweis, die Abhängigkeit von Putin sei ein hausgemachtes deutsches Problem, kein finnisches. In der Übernahmeschlacht vor drei Jahren hat das Russengas die Finnen freilich nicht abgeschreckt, sondern eher angelockt.
Je größer die politischen Fehler der Vergangenheit, desto mehr müssen die eigenen Bürger leiden – selten wurde das so spürbar wie in dieser Gaskrise. Mit der Umlage wählt die Regierung nun eine schlechte unter noch schlechteren Lösungen. Sozial gerechter, weil auf mehr Schultern verteilt, wäre eine Steuerfinanzierung gewesen. Deren Nachteil, dass dann jeder Anreiz zum Gassparen wegfiele, wäre aber zu groß. Weniger zu verbrauchen, ist nun das wirksamste Mittel gegen die Krise. Das politisch zu fördern, wäre jede Anstrengung Wert.