Essen. Die Ärzteschaft gerät zunehmend ins Visier radikaler Corona-Leugnern. Hier ist nicht nur der Staat gefragt, klare Kante zu zeigen.

Sie behandeln oft wochenlang Covid-Erkrankte auf den Intensivstationen und impfen in ihren Praxen wie die Weltmeister: Seit zwei Jahren kämpfen Ärztinnen und Ärzte überall im Land gegen das Coronavirus. Dass sie sich nun auch noch gegen Angriffe radikaler Corona-Gegnerinnen und Gegner zur Wehr setzen müssen, ist eine besonders perfide Entwicklung dieser Pandemie.

Seit die Corona-Regeln für Ungeimpfte verschärft worden sind, nimmt auch der Protest gegen diese Maßnahmen zu. Bestimmt nicht alle, die da fast täglich irgendwo im Land auf die Straße gehen, treten aggressiv auf – aber die Gewaltbereitschaft einiger Corona-Leugnenden wächst.

Das spürt die Politik, wenn Demonstrierende wie Anfang Januar in Minden-Lübbecke vor das Haus einer Landrätin ziehen. Das merkt die Zivilgesellschaft wie im Fall einer Herner Pfarrerin, die Morddrohungen erhält, weil sie zeitgleich zu Corona-Demos Friedensgebete organisiert. Und das spüren immer deutlicher auch jene, die gegen die Pandemie kämpfen: Beschäftigte von Impfstellen werden bespuckt und beleidigt, Arztpraxen erhalten Drohmails oder gar Buttersäure mit der Post.

Strafverfolgung ist nur ein Mittel, um diesen Radikalen entgegenzutreten. Nicht nur der Staat, auch die Gesellschaft ist hier gefragt, klare Kante zu zeigen und sich an die Seite jener zu stellen, ohne deren Arbeit wir in der Pandemie aufgeschmissen wären.