Düsseldorf. Der Neu-Ministerpräsident klingt mehr nach “Team Vorsicht“ als sein Vorgänger. Er muss auch der FDP zeigen, dass ein neuer Wind weht.

Hendrik Wüst spricht im Umgang mit der Corona-Krise nun immerzu von „konzentrierter Wachsamkeit“. Der neue NRW-Ministerpräsident setzt damit einen auffallend anderen Ton als sein Amtsvorgänger Armin Laschet, der seit Ausbruch der Pandemie im liberalen Zickzack-Kurs einer „verantwortungsvollen Normalität“ das Wort redete und so zum Anführer des „Teams Lockerer“ wurde. Wüst Zugehörigkeit zur Abteilung „Vorsicht und Umsicht“ erschöpft sich bislang allerdings in der Rhetorik.

Wiedereinführung der Maskenpflicht in den Schulen? Hartes „2G“ im Freizeitbereich? Berufsgruppen-Impfpflicht? Strenge 3G-Kontrollen am Arbeitsplatz und im öffentlichen Nahverkehr? Wüst würde das wohl wollen, damit die Inzidenz in NRW nicht schon bald sächsische Dimensionen annimmt und die Kliniken an Rhein und Ruhr kein SOS funken. Rechtlich könnte er alles sofort umsetzen. Doch der neue Ministerpräsident versteckt sich bislang hinter der Schimäre bundesweiter Einheitlichkeit ausgerechnet in einer dieser Jeder-wie-er-will-Ministerpräsidentenkonferenzen, weil er zuhause den Koalitionspartner FDP nicht auf Linie bekommt.

Corona duldet keine Zögerlichkeit mehr

Landtagskorrespondent Tobias Blasius kommentiert das Corona-Management des neuen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU).
Landtagskorrespondent Tobias Blasius kommentiert das Corona-Management des neuen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU).

Dabei duldet die Pandemie keine Zögerlichkeit mehr. Wüst hat nur einen Versuch. Er sollte durchregieren und sechs Monate vor der Landtagswahl auf die oft besungene schwarz-gelbe Koalitionsharmonie pfeifen. Die große Mehrheit der Geimpften in NRW will keine theoretischen Freiheitsdebatten führen, sondern ihre Kinder zur Schule schicken, Restaurants besuchen, Vereinssport treiben und im Fall der Fälle auf eine leistungsfähige medizinische Infrastruktur vertrauen. Wenn dafür Ungeimpfte zur Vernunft gezwungen werden müssen, soll sich Wüst halt die notwendige Landtagsmehrheit bei SPD und Grünen holen.