Duisburgs Hafenchef Staake hat sich impfen lassen – weil er sich Quarantäne als Geschäftsreisender nicht leisten könne. Was für eine Ignoranz.
Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann hat sich vor wenigen Tagen impfen lassen. Er war der erste Regierungschef in Deutschland, der den ersehnten Pieks erhielt, weil er mit seinen 72 Jahren der älteste ist und an der Reihe war. Alle anderen warten erklärtermaßen, bis sie dran sind, auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Sie nehmen ihre Vorbildrollen ernst, um die Impfkampagne am Laufen zu halten. Duisburgs Hafenchef Erich Staake hat damit offenkundig nichts am Hut. Er hat sich gleich im Januar in einem Duisburger Seniorenheim impfen lassen, als einer der ersten. Obwohl er mit seinen 67 Jahren noch bis April oder Mai hätte warten müssen. Seine Umtriebigkeit hat es ihm ermöglicht, dass eine Dosis in seinem Arm landete. Vor einer Ansteckung mag sich Staake geschützt haben, als Preis dafür bezahlt er aber mit seinem Ansehen.
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Schlimmer noch als das Vorgedrängel selbst ist die Begründung des Managers. Der Hafen sei „systemrelevant“ und er müsse viel durch die Welt reisen. Die eigentlich daraus folgenden Quarantänezeiten könne er sich in seiner Tätigkeit nicht leisten, ließ Staake ausrichten. Als wäre er der einzige Geschäftsreisende im Land. Als übten nicht Millionen Menschen in Deutschland systemrelevante Berufe aus. Der Hafenchef kann der Kassiererin, der Kindergärtnerin und dem Oberstufenlehrer ja mal darlegen, warum ihre Arbeit weniger wertvoll für die Gesellschaft sein soll als seine. Oder die der Kanzlerin.
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Jede weitere Erklärung macht es nur noch schlimmer: Das fragliche Seniorenstift, in dem er geimpft wurde, zähle zu den Pflegeheimen, die der Duisburger Hafen mit Schutzkleidung versorgt habe, zudem sitze er dort im Beirat. Die Frage, ob er seine mächtige Position ausgenutzt haben könnte, wirft er damit selbst auf. Bisher war die Hilfe für ein Pflegeheim und die Mitgliedschaft im Beirat kein Kriterium für die Impfreihenfolge in Deutschland. Das hat Staake nur für sich selbst erschaffen. Damit stellt er sich über die Gesellschaft. An Ignoranz ist das schwer zu überbieten und schwer zu ertragen.
Sollte sich auch noch die Aussage der Stadt Duisburg bewahrheiten, dass Staake entgegen der Angaben des Hafens keine Restdosis erhalten habe, sondern eine fest verplante, die dann bei der Impfung der Heimbewohner fehlte, ist er als Chef eines Unternehmens, das dem Land und der Stadt Duisburg gehört, nicht mehr tragbar.