Für Eltern und Kinder ist es eine gute Nachricht, dass wieder alle Kinder in der Kita willkommen sind. Doch bei Erzieherinnen wächst die Sorge.
So eine „Einladung“ hat ja etwas Positives. Wie lange sind wir schon nicht mehr zu Feiern, Theatervorstellungen, Konzerten oder ins Kino eingeladen worden! Jetzt spricht Familienminister Joachim Stamp (FDP) eine Einladung an alle Kinder aus, ab dem 22. Februar wieder in die Kita zu kommen. Diese Einladung ist notwendig, denn er hat diese Kinder zuvor deutlich ausgeladen. Zwar waren die Kindertagesstätten diesen kompletten Lockdown hindurch geöffnet, doch appellierte der Minister eindringlich an die Eltern, die Kinder nur in die Betreuung zu geben, wenn es absolut notwendig sei.
Nun: Wann ist es absolut notwendig? Die Last dieser Entscheidung, die Frage nach Solidarität, das Vabanque-Spiel zwischen Verantwortung und persönlicher Not mussten die Eltern tragen. Die NRW-Regierung hat es sich an dieser Stelle ein Stück weit leicht gemacht. Diesen Druck sind die Eltern nun los, wenn ab dem 22. Februar wieder alle Kinder in die Kita eingeladen sind.
Auf einen Schlag mit vier, acht, zwölf Haushalten zusammen
Für die Kinder und Eltern ist das sicherlich eine gute Nachricht, auch wenn bei ihnen womöglich die Angst vor Infektionen mitschwingt. Doch wie groß muss erst die Angst bei den Erzieherinnen und Erziehern sein? Auf einen Schlag haben sie – und zwar ohne 1,5 Meter Abstand – mit vier, acht, zwölf oder mehr Haushalten zu tun. Es gibt Erzieherinnen, die in ihrem Privatleben deswegen selbst auf den Besuch bei ihrer betagten Mutter verzichten und sich extrem einschränken.
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Ja, es ist ihr Job. Aber es ist auch ihre Gesundheit. Und die gilt es zu schützen. Nach Stamps Angaben wurden unter den rund 168.000 Beschäftigten in den NRW-Kitas seit Anfang des Jahres knapp 590 Corona-Infektionen festgestellt.
Berlin muss sich daher dazu durchringen, das Kita-Personal so schnell wie möglich impfen zu lassen. Das wäre auch ein Zeichen der Wertschätzung von Erzieherinnen und Erziehern. Die Ausweitung der freiwilligen Corona-Tests, die Erzieherinnen nutzen können, ist richtig. Die Gratis-Schnelltests werden neue Möglichkeiten eröffnen – womöglich auch bei der Testung von Kindern vor dem Kita-Besuch.