Essen. Die Hotline nicht erreichbar, das Internetangebot für alte Menschen zu kompliziert: Der Auftakt zur Vergabe von Impfterminen ist eine Blamage.
Stellen wir uns einen 90-jährigen Mann vor, der morgens um 8 um eine freie Telefonleitung kämpft. Er hängt in endlosen Warteschleifen fest oder noch schlimmer: Er kommt überhaupt nicht durch. Sicher, er könnte auch versuchen, über das Internet einen Impftermin zu bekommen, aber er hat keinen Enkel, der gerade neben ihm sitzt und das für ihn regelt. Am Ende wird er irgendwann vertröstet, dass er es doch noch einmal nächste Woche probieren soll.
Der Auftakt zur Vergabe von Impfterminen in NRW, er ist für zu viele Menschen an diesem Morgen zu einer Tragödie ausgeartet. Und dafür gibt es keine Entschuldigung. Wer sich die Zahlen ansieht, kann nicht glauben, dass moderne Technik über den richtigen Anbieter den Andrang nicht stemmen könnte. Gewiss muss man lange Wartezeiten in Kauf nehmen – aber dass die beiden angegebenen Telefonnummern phasenweise überhaupt nicht erreichbar waren? Peinlich.
Dieser Morgen hat viel Vertrauen zerstört
Vergessen wir nie, dass es hier nicht um ein Gewinnspiel geht, sondern eine Impfung gegen Covid-19 vor allem für alte Menschen im schlimmsten Fall eine Entscheidung über Leben und Tod sein kann. Der heutige Morgen hat viele Menschen in die Verzweiflung getrieben, hat viel Vertrauen zerstört. Das ist ein Armutszeugnis für dieses Land.
Wie soll es erst werden, wenn die deutlich größeren Gruppen der über 70- und über 60-Jährigen an der Reihe sind? Bis dahin kann man nur hoffen, dass der Impfstoff die Hausärzte erreicht hat.