Düsseldorf. Er blieb oft unsichtbar: Sebastian Hartmann verzichtet auf eine erneute Kandidatur für den SPD-Landesvorsitz. Eine kluge Entscheidung.
Der „Machtkampf“ zwischen NRW-SPD-Chef Sebastian Hartmann und SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty ist vorbei. Hartmann ist es in zweieinhalb Jahren als SPD-Landesvorsitzender nicht gelungen, sich und seine Partei zu profilieren. Der Bundestagsabgeordnete hatte im Gegensatz zu Oppositionsführer Kutschaty auch keine richtige Bühne in NRW, kommunizierte unglücklich und zog nun die Notbremse. Hartmanns Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den SPD-Landesvorsitz ist vernünftig. Seine Einsicht, dass sich eine kriselnde Partei wie die SPD nicht auch noch Führungsstreitigkeiten leisten sollte, reifte spät und nur unter Druck.
Der Rückzug des Rivalen kommt für Thomas Kutschaty zum denkbar besten Zeitpunkt. Ein anderer Konkurrent auf dem Weg zum SPD-Landesvorsitz ist im Moment nicht in Sicht. Und sein bisher übermächtiger Hauptgegner im Parlament, Ministerpräsident Armin Laschet, könnte sich, wenn es für ihn als CDU-Bundesvorsitzender gut läuft, ganz auf die Berliner Bühne verabschieden. Für Kutschaty muss sich das anfühlen wie Weihnachten und Ostern zusammen.
Mit Mut und Glück auf dem Weg nach oben
Der Essener, einst Justizminister im Kabinett von Hannelore Kraft, hat sich seine Machtposition in der Partei regelrecht erkämpfen müssen. Die frühere Parteielite um Michael Groschek und Norbert Römer hätte den Juristen nach der Landtagswahl 2017 am liebsten abserviert und Marc Herter -- heute Oberbürgermeister von Hamm -- zum mächtigen Mann in der NRW-SPD aufgebaut. Es kam anders. Kutschaty ließ sich vom innerparteilichen Gegenwind nicht beeindrucken. An Mut mangelt es ihm nicht. An diesem Tag, an dem der Rivale Hartmann verzichtet, gesellt sich auch wieder das Glück dazu.
Es liegt nun wohl in den Händen von Thomas Kutschaty, der Not leidenden NRW-SPD wieder Leben einzuhauchen. Das bisweilen aggressive Abwatschen der Landesregierung fällt ihm leicht. Als wahrscheinlicher Vorsitzender und Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl müsste er aber mehr sein als der Chefkritiker. Diese Rolle wäre größer. Kutschaty muss lernen, Zuversicht zu verbreiten. Und erklären, wohin es mit ihm gehen soll.