Der britisch-indische Unternehmer Gupta will die Stahlwerke von Thyssenkrupp kaufen. Doch viele Fragen sind unbeantwortet. Das ist noch zu wenig.
Der Kommentar des Kapitalmarkts war eindeutig: Als der britisch-indische Unternehmer Sanjeev Gupta mit seinem Angebot zur Übernahme der Thyssenkrupp-Stahlsparte aus der Deckung kam, schnellte der Aktienkurs des Revierkonzerns in die Höhe. Stand in den vergangenen Tagen der Ruf der IG Metall nach einem Staatseinstieg im Vordergrund, schürte Gupta mit seinem Konzern Liberty Steel Hoffnungen auf ein privat finanziertes, industrielles Konzept für das Traditionsgeschäft von Thyssenkrupp.
Viele Fragen lässt Gupta aber derzeit noch unbeantwortet. Welche Zusagen er den Beschäftigten machen will und wie viel Geld in die Stahlwerke fließen soll, ist offen. Die Gewerkschaft befürchtet, es gehe vor allem ums Verramschen, Zerschlagen oder Resteverwerten. Die Sorgen sind nachvollziehbar.
Gupta dürfte insbesondere an Europas größtem Stahlstandort Duisburg interessiert sein. Ein Kahlschlag in der langen Wertschöpfungskette, die über Bochum und Dortmund bis nach Südwestfalen führt, wäre schlimm für den Industriestandort NRW.
Diskussion über staatliche Hilfen für Thyssenkrupp wird weitergehen
Wenn Gupta wirklich bei Thyssenkrupp zum Erfolg kommen will, muss er viel konkreter werden mit Blick auf Standorte, Investitionen und Jobs. Thyssenkrupp benötigt vor allem Kapital, um die Corona-Krise zu überstehen und den Umbau der Werke für eine klimaneutrale Stahlproduktion zu beginnen.
Auch nach dem Vorstoß von Gupta geht die Diskussion über staatliche Hilfen für Thyssenkrupp weiter. NRW-Ministerpräsident Laschet hat vor den Beschäftigten in Düsseldorf ein klares Bekenntnis zum Stahl formuliert. Es zeichnet sich ab, dass es Hilfen geben wird. Den Beschäftigten ist zu wünschen, dass schnell entschieden wird, wie diese aussehen werden.