Düsseldorf. Angriff ist die beste Verteidigung, scheint Clemens Tönnies zu glauben. Er droht mit Gericht, um Kosten erstattet zu bekommen. Ganz schön dreist.

Demut ist offenbar nicht sein Ding: Clemens Tönnies grämt sich nicht für das, was er unter seinen Mitarbeitern, Zulieferern und im ganzen Kreis Gütersloh angerichtet hat, sondern er droht sogar: Wenn ich die Löhne nicht vom Land erstattet bekomme, regeln wir das vor Gericht! Tönnies legt also eine Rechnung vor und experimentiert mit Inkasso-Methoden. Das ist dreist. Warten wir mal ab, welche Rechnungen das Land NRW oder der Kreis Gütersloh an die Firma des Fleischfabrikanten schicken. Nur zur Erinnerung: In seiner Fabrik hatten sich etwa 1400 Mitarbeiter nachweislich mit dem Coronavirus infiziert.

Ankündigungen mit Vorsicht genießen

Angesichts der Ellenbogen-Gepflogenheiten des Fabrikanten sind all seine Ankündigungen, sich um ordentliche Wohnbedingungen, eine bessere Bezahlung und anständige Arbeitsverhältnisse der Belegschaft zu kümmern, mit größter Vorsicht zu genießen. Die Firma Tönnies ist bisher damit aufgefallen, dass sie das Gegenteil davon erfunden hat.

Die Konsequenz kann nur sein: Den Verantwortlichen auf die Finger schauen und sich nie von Drohgebärden beeindrucken lassen. Die Dauerpräsenz des Arbeitsschutzes in allen großen Schlachthöfen ist ein viel versprechender Anfang. ​