Mit dem Erlass, auch Risikolehrkräfte für Prüfungen in die Schulen zu rufen, stiftet das NRW-Schulministerium erneut Verwirrung. Ein Kommentar.

Es ist nicht einfach, die Schulen mit knapp 2,5 Millionen Schülern und über 200.000 Lehrkräften in NRW sicher durch die Krise zu steuern. Dazu hat jede Schulform ihre eigenen Probleme und Anforderungen, die berücksichtigt werden müssen. Doch neben der ohnehin großen Unsicherheit durch Schulschließungen, verschobene Prüfungen und Hygieneanforderungen fehlt den Schulen in diesen schwierigen Tagen offenbar eine klare Linie des Ministeriums.

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Ein Kommentar von Christopher Onkelbach. Services © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Es ist nicht das erste Mal, dass in NRW in der Coronakrise Probleme mit der Kommunikation offensichtlich werden. Zuletzt gab es Verwirrungen um die Öffnung der Grundschulen, die noch gar nicht beschlossen war. Ministerpräsident Laschet sah sich in letzter Minute zu einer Klarstellung gezwungen.

Einsatz nur auf freiwilliger Basis

Und nun ruft das Land Lehrkräfte in den Dienst, für die bis vor kurzem aus arbeitsmedizinischen Gründen sogar ein „Beschäftigungsverbot“ angezeigt war. Dass sich von gestern auf heute die Infektionsrisiken drastisch verringert hätten, ist nicht bekannt. Offenbar ist die Personalnot so groß, dass „Risikolehrkräfte“ sogar verpflichtet werden, an mündlichen Prüfungen teilzunehmen.

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Wenn überhaupt, hätte man ihren Einsatz nur auf freiwilliger Basis erlauben dürfen. Mit der Anweisung stiftet das Ministerium erneut Verwirrung, riskiert das Vertrauen der Lehrkräfte und setzt sich über Gesundheitsbedenken hinweg. Das wird dem großen Einsatz von Lehrern und Schülern in dieser für alle schwierigen Zeit nicht gerecht.