Essen. Das digitale Semester verhilft Unis zu Techniksprung. Doch Video-Vorlesungen und Online-Seminare können nur ein kurzfristiger Notbehelf sein.
Viel Neues musste man lernen während der andauernden Corona-Pandemie. Für Studierende und Hochschullehrer kommt nun ein weiterer Begriff hinzu: Das „hybride Semester“. Das bedeutet: die Vorlesungszeit startet digital, doch die Hochschulen hoffen, dass im Laufe des Sommers in einigen Bereichen wieder Anwesenheit erlaubt sein wird, etwa in Bibliotheken oder Laboren.
Fest steht, dass dieses Semester für alle Beteiligten ein großes Maß an Ungewissheit mit sich bringen wird. Die Corona-Krise zwingt die Hochschulen dazu, quasi über Nacht auf rein digitale Lehre umzustellen. Viele Fragen wie etwa nach Prüfungen, Klausuren oder Praktika sind noch ungeklärt und werden wohl erst während des Semesters beantwortet werden können.
Eine Hochschule lebt von Debatte, Austausch und Experiment
Auch technische Probleme werden sich erst während des laufenden Betriebs zeigen und gelöst werden müssen. Vor allem für Tausende Studienanfänger wird der Start ins Studium eine Reise ins Ungewisse. Studienberater, Hochschullehrer und höhere Semester sind nun gefordert, ihnen bei der Orientierung und Studienorganisation zu helfen.
Die Krise verhilft den Hochschulen zu einem Techniksprung, für den sie sonst Jahre benötigt hätten. Davon werden sie in Zukunft profitieren. Doch die Digitalisierung kann nicht alles ersetzen. Die Idee, man müsse nur genügend moderne Technik in die Unis bringen und dann laufe der Rest von ganz allein, greift zu kurz. Eine Hochschule lebt vom Dialog, vom Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden, von internationalen Begegnungen, Debatten, Streit und Experimenten. Eine Universität, in der das alles nicht mehr stattfinden kann, ist in ihrem Kern bedroht. Der Online-Betrieb ist daher keine Lösung, sondern nur ein Notbehelf auf Zeit.