Düsseldorf. Drei Menschen wollen Angela Merkel an der CDU-Spitze folgen. Das ist für die Partei etwas gänzlich Neues - und nicht ohne Risiko. Ein Kommentar.
Der Kanzlerwahlverein CDU wirkt in Bewegung wie lange nicht. 4000 Mitglieder machen sich am Mittwochabend auf den Weg nach Düsseldorf, um den Dreikampf um die Merkel-Nachfolge live zu erleben. So viel innerparteiliche Demokratie war nie. Die Kandidaturen von Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn und Friedrich Merz um den Parteivorsitz elektrisieren die Christdemokraten und lassen die vor sich hin schachernden SPD und CSU alt aussehen.
Noch ist aber nicht ausgemacht, ob die ungeheure Energie dieses Personalwettstreits am Ende in den richtigen Bahnen landet. Ministerpräsident und Landeschef Armin Laschet, der sich bei der wichtigsten CDU-Veranstaltung seit Jahren mit einem kurzen Grußwort begnügte, warnt zu Recht vor Risiken und Nebenwirkungen für seine Partei.
Dem Rausch könnte der Kater folgen
Erstens: Die Kandidatenkür wird immer dann emotional und medial interessant, wenn es um das am Mittwoch nur gestreifte Thema Migration geht. Die Flüchtlingskrise und „Merkels Grenzöffnung“ von 2015 sind bis heute ein Trauma vieler CDU-Mitglieder. Nur zahlt die öffentliche Endlosdebatte über Migration, die alle anderen Themen an den Rand drängt, nicht aufs Umfragekonto der Union ein.
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Zweitens: Nach der Abstimmung am 7. Dezember muss die CDU zusammengehalten und in einen Arbeitsmodus mit Kanzlerin Merkel überführt werden. Das könnte schwierig werden. Polit-Rückkehrer Merz erntet tosenden Applaus der Basis bei den Regionalkonferenzen. Der vermögende Wirtschaftsanwalt aus dem Sauerland ist Projektionsfläche all jener, die sich wieder eine kantig-konservative CDU mit weltanschaulicher Verlässlichkeit wünschen.
Doch die 1001 Delegierten beim Hamburger Parteitag repräsentieren das mittlere Management der Union, das mehrheitlich keinen Bruch mit der Ära Merkel will und machtpolitische Experimente eher scheut. So kann dem Rausch des offenen Kandidatenrennens leicht ein Kater folgen.