Die Schließung einer Klinik ist politisch gefährlich, weil sie den Nerv der Anwohner trifft. An der Krankenhausreform führt aber kein Weg vorbei.

Überkapazitäten in Kliniken, Bettenleerstand und ein Übermaß an Operationen tragen wesentlich zur Kostenexplosion im Gesundheitssystem bei. Unsere Nachbarn in den Niederlanden und Dänemark sind nicht kränker – obwohl dort erheblich weniger Kliniken Patienten versorgen als in NRW.

Deutschland ist Weltmeister beim Operieren von Knie- und Hüftgelenken, Schultern und Bandscheiben. Seit zehn Jahren werden Krankenhäuser nicht mehr nach Behandlungstagen, sondern nach Fallzahlen abgerechnet. Die Folge: Wer viel operiert, hilft auch der kranken Klinik.

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Dass es bundesweit zu viele Krankenhäuser gibt, ist im Kreis der Experten unstrittig. Die Schließung einer Klinik aber ist politisch gefährlich, weil sie den Nerv der Anwohner trifft. An der Krankenhausreform führt aber kein Weg vorbei. Künftig wird es für Patienten einfacher werden, über Qualitätsberichte der Kliniken das richtige Krankenhaus zu finden. Das liegt dann nicht immer vor der eigenen Haustür, garantiert aber eine hohe Behandlungsqualität.

Kleine Kliniken werden sich zu größeren Verbünden zusammenschließen und spezialisieren. Gleichzeitig eröffnet der Verzicht auf teure Doppelstrukturen die Möglichkeit, den wachsenden Bedarf an Betten in der Psychiatrie und bei altersspezifischen Erkrankungen zu decken.

Wenn die Krankenhausreform kein Kahlschlagprogramm wird und regionale wie medizinische Notwendigkeiten berücksichtigt, dann hat sie jede Unterstützung verdient. Ziel muss es sein, die bundesweit über 66 Milliarden Euro Kassenausgaben im Jahr für Kliniken zu Gunsten der Patienten sinnvoller einzusetzen.