Essen. Die Frauenquote kommt, ab 2016 müssen große Unternehmen 30 Prozent des Aufsichtsrats mit Mitarbeiterinnen besetzen. Doch dieser Eingriff der Politik geht zu weit, in der Personalplanung eines Unternehmens hat sie nichts zu suchen. Stattdessen braucht die Politik selbst eine Quote. Ein Kommentar.

Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, wie patriarchalisch und männerdominiert es in der Politik trotz einer Frau im Bundeskanzleramt und trotz einer Frau an der Spitze der Bundeswehr noch zugeht – Volker Kauder hat ihn geliefert. Sein Macho-Kommentar über die angeblich "weinerliche" Familienministerin Schwesig ist herablassend und spiegelt ein Frauenbild der 60er-Jahre. Das war voll daneben.

Gleichwohl hat auch Kauders Unions-Fraktion im Bundestag nun ihren Segen gegeben für eine gesetzliche Frauenquote: Von 2016 an soll knapp ein Drittel der Aufsichtsratsposten in 108 börsennotierten Unternehmen von Frauen besetzt sein. Dabei soll es keine Ausnahmen geben.

Frauen sind dramatisch unterrepräsentiert

Es ist ein Fakt, dass Frauen in der Wirtschaft in wichtigen Positionen dramatisch unterrepräsentiert sind. Und es ist klar, dass sich die Unternehmen mit diesem selbst verschuldeten Manko keinen Gefallen tun: Frauen haben einen anderen Blick auf viele Probleme, sie pflegen eine andere Streit- und Debattenkultur, um nur zwei Punkte zu nennen. All das fehlt in den meisten Chefetagen, und jedes Unternehmen, das sich selbst einen festen Frauenanteil verordnet, ist damit gut beraten.

Aber: Die Quote per Gesetz ist ein unzulässiger Eingriff der Politik in die private Wirtschaft. Die Personalplanung eines Unternehmens ist ureigenste Sache der Geschäftsleitung. Dort hat die Politik nichts zu suchen. Der nächste Schritt wäre dann womöglich, dass die Regierung in die Produktpalette eines Betriebs eingreift und vorschreibt, welches Produkt politisch gewollt ist.

Die Politik sollte sich stattdessen zunächst einmal selbst die Quote verordnen, so wie es die SPD vor 25 Jahren getan hat. Und aufhören mit überheblichen Kommentaren Marke Volker Kauder. Dessen Sprüche sind nämlich vor allem eines: zum Weinen.