Witten / Bochum. Ein Getränkehändler aus Witten soll einen untreuen Angestellten im Keller seines Bochumer Betriebs eingesperrt haben. Jetzt droht XXL-Haft.

Weil ihn ein Mitarbeiter mit einem Pfandgeldtrick geleimt haben soll, soll ein Getränkehändler aus Witten zum Schwerverbrecher geworden sein. Ab Montag, 12. August, muss sich der 41-Jährige vor dem Bochumer Landgericht wegen schwerer räuberischer Erpressung und erpresserischen Menschenraubs verantworten. Es geht um eine geladene Pistole, gefordertes „Lösegeld“ und um ein mutmaßliches Geiselversteck in einem Bochumer Getränkemarkt.

Die Vorwürfe gehen zurück auf März 2022. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Wittener Unternehmer damals in seinem Getränkemarkt im Bochumer Südwesten an der Kasse beobachtet hatte, wie sein erst seit knapp zwei Monaten dort Angestellter erfundene Pfandrückgaben ins System eingepflegt und das Geld dann an sich ausgezahlt hat.

Mit Schreckschusspistole: Angestellter hatte panische Angst

Daraufhin soll der aufgebrachte Chef seinen Mitarbeiter zunächst mit einer vorgehaltenen Schreckschusswaffe gezwungen haben, einen Darlehensvertrag zu unterschreiben, wonach er ihm 15.000 Euro schulde und in fünfzig Raten zu je 300 Euro zurückzahlen werde. Der Angestellte hat sich angeblich nur auf das „Anerkenntnis“ eingelassen, weil er panische Angst vor einer Erschießung hatte. Er soll die Schusswaffe für echt gehalten haben.

Nur zwei Tage später überlegte es sich der Getränkehändler laut Anklage anders. Er soll die Daumenschrauben noch einmal bedrohlich enger angezogen haben. Unterstützt von einem gleichaltrigen Mitangeklagten aus Witten, soll er den untreuen Mitarbeiter und dessen zufällig im Geschäft anwesenden Cousin (damals 16) kurzerhand im Keller des Betriebs als Geiseln eingesperrt haben.

Wittener vor Gericht: Mindestens fünf Jahre Haft drohen

Laut Anklage setzte er das Duo dort massiv unter Druck, drohte so oder so ähnlich: „Ihr kommt erst wieder frei, wenn ich 10.000 Euro auf dem Tisch liegen habe.“ Noch am selben Abend soll ein Bekannter des Angestellten im Bochumer Südwesten aufgetaucht und dem Wittener 900 Euro „Lösegeld“ übergeben haben. Daraufhin soll erst der jugendliche Cousin freigelassen worden sein. Kurz darauf wurde auch der Mitarbeiter von Polizeikräften aus dem Kellerversteck befreit.

Die Staatsanwaltschaft geht nach Abschluss der Ermittlungen davon aus, dass es durch das mutmaßliche Opfer zu betrügerischen Pfandgeldauszahlungen in Höhe von bis zu 7000 Euro gekommen ist. Für den Prozess vor der Neunten Strafkammer sind vorerst noch drei weitere Verhandlungstage bis zum 22. August anberaumt. Im Falle einer Verurteilung nach Anklage drohen dem Getränkehändler und dem Mitangeklagten mindestens fünf Jahre Haft.

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