Freie Fahrt: Brücke des Rheinischen Esels in Witten eröffnet
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Witten. Der Radweg über die Pferdebachstraße wird nicht länger unterbrochen. Seit Samstag hat Witten ein architektonisches Brücken-Highlight zu bieten.
Endlich ist es so weit! Die Brücke über die Pferdebachstraße in Witten darf endlich überquert werden. Damit schließt sich nicht nur eine klaffende Lücke im Radweg Rheinischer Esel. Die Eröffnung markiert auch den Abschluss eines der größten Verkehrsprojekte der jüngsten Vergangenheit. Dabei wurde nicht einfach nur eine marode Stahlträgerbrücke ersetzt. Witten hat ein neues „Stadttor“ bekommen.
Pünktlich zum Weltfahrradtag, am 3. Juni, wurde die Brücke unter großem Andrang feierlich eröffnet. Ob zu Fuß, auf dem Fahrrad, auf dem E-Roller oder mit Rollator: Über 100 Wittener und Wittenerinnen sind gekommen, um zum ersten Mal die Brücke zu überqueren. Rein rechtlich wäre das auch schon im Januar möglich gewesen. Denn mit der großen Hauptuntersuchung waren alle Arbeiten an der Brücke abgeschlossen. Was fehlte, waren die Zugangsrampen an Pferdebach- und Westfalenstraße.
Brückenbau war umkämpft
Am heutigen sonnigen Samstag ist die Rampe zwischen Arbeitsamt und Diakonissenhaus voller Radfahrer, die endlich losfahren wollen. Wie umkämpft der Brückenbau ursprünglich war, ahnen hier die Wenigsten. „In der Planung war eigentlich keine Brücke vorgesehen. Es war einfach kein Geld da“, erinnert sich Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Umso mehr freut er sich über die Fördergelder des Landes NRW. Hätte das Land nicht 60 Prozent der 2,8 Millionen teuren Brücke übernommen, müssten Radfahrer heute wohl immer noch den Umweg über die Pferdebachstraße nehmen.
Nach einer Begrüßung durch den Dezernenten und Tiefbauamtsleiter Jan Raatz eröffnet Susanne Rühl, Vorsitzende des ADFC, die Brücke mit einem herzhaften „Wir freuen uns! Juhu!“ – Statt einem Applaus erntet sie ein Klingel-Konzert. Während viele sofort auf die Brücke drängen, zeigen sich einige Besucher skeptisch. „Erstmal sehen, ob die Brücke auch trägt.“
Hobbyradler im Freizeithemd oder Familienväter mit Lastenrad
Das tut sie. Rennradfahrer, die aussehen als kämen sie direkt von der Tour de France angeradelt, Hobbyradler im Freizeithemd oder Familienväter mit einem Lastenrad voller Kinder – Sie alle wollen über die 68 Meter lange Schrägseilbrücke. „Die Brücke fährt sich gut, auch die Steigung ist echt kinderfreundlich“, freut sich Raphael Moser. Der Wittener Stadtradelstar aus dem Jahr 2019 macht kurz an den Ständen der Wabe und des ADFC Halt, um sich und den Nachwuchs mit Äpfeln und Brezeln zu versorgen. Beide Vereine haben blaue Pavillons und Sitzgelegenheiten auf der anderen Brückenseite aufgebaut und belohnen die Radler mit Infomaterial und jeder Menge kostenloser Leckereien.
Auch das eigentümliche Design der neuen Brücke gefällt den Wittenern. Auf einer Länge von 68 Metern spannt die Brücke einen Bogen über die Pferdebachstraße. Über ihr thronen zwei leicht angeschrägte Pfeiler, welche die Konstruktion mit Stahlseilen stabilisieren. Eine einfache Brücke hätte es zwar auch getan, aber so hat man etwas Nachhaltiges geschaffen, meint Rad-Enthusiast Hartmut Niche (77). „Sicher wäre das auch billiger möglich gewesen. Aber wo wären wir, wenn wir immer so gedacht hätten? Würde es dann Schlösser oder Denkmäler geben? Ich glaube nicht!“
Ähnliches hatten auch die Planer im Sinn „Die Pferdebachstraße ist die Hauptschlagader im Verkehrsnetz der Stadt. Sie verbindet Autobahn, Universität und Innenstadt. Deshalb wollten wir ein Highlight schaffen. Ein Eingangstor zur Stadt Witten“, erklärt Stadtbaurat Rommelfanger.
Geht es nach Barbara Rexilius (100), Trägerin der Wittener Ehrennadel und Ehrenmitglied beim ADFC, ist das dem Planungs-Team gelungen. „Ich habe früher hier in der Nähe gearbeitet. Das ist alles nicht wiederzuerkennen“, freut sich die 100-Jährige. Die neue Brücke macht ihr Leben um einiges einfacher. Auf dem Weg zur Gymnastik musste sie immer auf die Pferdebachstraße ausweichen. Trotz des breiten Bürgersteigs fühlte sie sich hier nicht sicher. Aber jetzt gibt es endlich eine Brücke.
Brücke für Radler, Wanderer und Spazierende ist freigegeben
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