Witten. Künstler Patrick Brehmer verschönert den Hinterhof von Schmit’s Weinbar mit einem großen Wandbild. Es soll der Auftakt für viel mehr sein.
Aus grau mach bunt: Der Wittener Sprayer Patrick Brehmer wird in den nächsten Tagen zusammen mit Künstler-Kumpel Choko eine Wand im Hinterhof der neu eröffneten „Schmit’s Weinbar“ im Wiesenviertel in ein großes Kunstwerk verwandeln. Für den umtriebigen Künstler ist es nur der Auftakt zu einer Verschönerung der City.
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„Das hier ist ein Pilotprojekt für die Zusammenarbeit zwischen der Stadt, der Liebe-Galerie und einer Privatperson“, sagt Brehmer euphorisch. Was er damit meint: Angestoßen hat die Aufwertung des Innenhofs Edeltraud Priddat, die für die Grünen im Rat sitzt und der eines der an den Hof angrenzenden Gebäude gehört. Die Liebe-Galerie hat Brehmer selbst erst unlängst ein paar Meter weiter eröffnet und setzt dabei auch auf die Vermittlung von Künstlern.
Antrag auf Unterstützung aus dem „Cityfonds“ gestellt
Die Stadt beteiligt sich über den „Cityfonds“ an der Finanzierung. 15.000 Euro stehen dafür jedes Jahr zur Verfügung. Gefördert werden Projekte, die zur Belebung des Einzelhandels oder zur Aufwertung des Stadtbilds beitragen. 3200 Euro kostet die Innenhof-Verschönerung, die Hälfte davon muss Antragsstellerin Pridat selbst tragen, der Rest kommt von Stadt und Land.
„Wir wollen hier gerne einen Nachbarschaftstreff etablieren“, sagt die 68-Jährige. Denn der Hof hinter „Schmit’s“ sei an sich groß und schön. Doch auch Garagen und Pkw-Stellplätze finden sich hier – und jene nicht besonders ansprechende Wand, die Brehmer nun aufpeppen wird. Im Frühjahr sollen ein Hochbeet und Sitzmöglichkeiten folgen. Später möchte die Ratsfrau vielleicht auch die Auto-Stellplätze ins Visier nehmen.
Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen
„Wir müssen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erhöhen“, sagt Priddat. Denn noch würden, anders als in anderen Städten, viele Menschen in der City leben. „Und das soll auch so bleiben.“ Die Aufwertung des Innenhofes ist für sie deshalb auch ein Stück Innenstadtentwicklung. Ebenso wie eine Begrünung des Daches des Unikat-Gebäudes, die für das kommende Jahr geplant ist, um die Temperatur in der Innenstadt im Sommer zu senken. Auch dieses Gebäude gehört der 68-Jährigen.
Bevor die beiden Künstler an der Wiesenstraße ans Werk gingen, hatte sich Patrick Brehmer mit Anwohnern getroffen und Ideen eingesammelt. „Das ist uns wichtig: Es passiert alles mit den Anwohnern, sie können sogar mitmalen, wenn sie wollen“, sagt der stadtbekannte Graffiti-Sprayer. Die einzige Vorgabe: „Keine nackte Frau, sonst könnt ihr machen, was ihr wollt, hab ich gesagt“, lacht Edeltraud Priddat.
Mischung aus Bild und Skulptur
Am Sonntagnachmittag ist noch nicht viel zu erkennen. Brehmer und Choko sind mit dem Verputzen der Backsteinwand hinter dem Haus mit der Nummer 23a beschäftigt. Entstehen soll eine Mischung aus Bild und Skulptur, verrät der umtriebige Künstler. Ein Teil des Werkes wird also dreidimensional. Auch die Natur, etwa Moos, soll ihren Platz im Kunstwerk erhalten. „Wir lassen auch einen Teil des Efeus stehen. Wir sind das Wiesenviertel, wir wollen mit der Natur interagieren“, sagt Brehmer.
Für den 36-Jährigen ist die Neugestaltung des Hofes hinter Schmit’s auch ein Startschuss zu mehr Kommunikation innerhalb des Viertels, etwa zwischen Barbesitzern und Anwohnern. „Wir setzen ein Zeichen: Alle sind gefragt“, ist Brehmer überzeugt. Er hofft, dass viele Hausbesitzer und damit viele bislang noch kahle Wände folgen werden. Und er verfolgt eine hehre Vision: In zehn Jahren soll es durch Kooperationen und Engagement in der Ruhrstadt eine „wunderschöne kulturelle Vielfalt und richtig viel Kunst“ geben. „Dann fahren die Leute nicht mehr nach New York, sondern nach Witten.“
Weitere Projekte aus dem Cityfonds
Die 15.000 Euro aus dem Cityfonds sind für das laufende Jahr bereits vollständig an Projekte vergeben. Das Team des Innenstadtbüros, das zu den Anträgen berät und unterstützt, wartet derzeit auf die Förderzusagen für das kommende Jahr. Dann soll eine neue Runde starten. Gelder aus dem Fonds wurden unter anderem bewilligt für neue Hochbeete am Brunnen in der Wiesenstraße und eine Begrünung des Außenbereichs des Regionalladens „Grüne Perle“ an der Bahnhofstraße. Ebenso bedacht wurde das „Kijamii Cafè“ in der Oberstraße, um einen Parkplatz vor dem Geschäft zu einer „urbanen Grünbucht“ mit gemütlichen Möbeln und Pflanzen umzugestalten.