Witten: Wohnungen im Mehrgenerationenhaus sind heiß begehrt
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Witten. Am Karl-Marx-Platz entsteht zurzeit Wittens erstes Mehrgenerationenhaus. Schon jetzt gibt es eine Riesennachfrage auf die Mietwohnungen.
Das Interesse an Wittens erstem Mehrgenerationenhaus sprengt alle Erwartungen. „Die Leute schreiben uns oder rufen an“, sagt Investor Raoul Fischer, der das große Gebäude am Karl-Marx-Platz, nahe Kaufland, zurzeit errichten lässt. 30 Personen stünden bereits auf einer Warteliste – obwohl der Mietpreis für die 28 Wohnungen noch nicht einmal feststeht.
Seit einem Jahr wächst der geklinkerte Bau in die Höhe, im August oder September 2023 soll das Gebäude bezogen sein. „Das wird ein schönes Ding“, sagt Raoul Fischer schon jetzt und führt durch den Rohbau. Seine Firma „dekon“ aus Münster hat sich auf den Bau von Mehrgenerationen-Häusern spezialisiert. So ein Gebäude wie das Wittener – aus Kita, seniorengerechten Wohnungen und Studi-Appartements – entsteht leicht variiert zeitgleich in Wuppertal-Vohwinkel.
Nähe zur City hat Investor überzeugt
Die Wittener Baustelle begleitet der 43-Jährige mit Stolz, denn er glaubt, ein gutes Näschen gehabt zu haben, als er der Stadt das Grundstück abkaufen konnte. Vorher gab es hier einen verwilderten Parkplatz mit reichlich Baumbestand, dahinter der Blick auf eine Produktionshalle des Weichenwerks. Schön ist anders, aber ihn hat das Areal überzeugt. „Es ist die Innenstadtlage, die Nähe zur Fußgängerzone“, sagt der Projektentwickler. „Und trotzdem blickt man ins Grüne.“
Die Einkaufsmeile selbst hat Raoul Fischer nicht ganz überzeugt, das merkt man ihm an, aber in Witten sieht er mit vielen großen Arbeitgebern, den Kliniken und der Privatuni viele positive Faktoren. Das i-Tüpfelchen hier mit mehreren Millionen zu investieren, sei die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gewesen. Nun sei er „seit 10, 15 Jahren“ der erste Bauträger, der in der Innenstadt neue Wohnungen baut. Über die Höhe seines Invest schweigt er.
Ein „Wassergewöhnungsraum“ zum Patschen und Duschen
Auch mit dem Jugendamt hat er vorab Verträge geschlossen. Ins Erdgeschoss und teilweise auch ins erste Obergeschoss des Gebäudes zieht eine viergruppige Kita ein. Mehrere Träger hätten sich bei dem Wirtschaftsingenieur beworben, er hat dem Träger Step Kids Kitas den Zuschlag gegeben. „Die anderen waren mir zu bieder. Ich wollte ein innovatives Konzept.“ Stepke wirbt unter anderem mit Schwimmunterricht für Vorschulkinder. Deswegen bekommt die „Kita Traumwerkstatt“ auch neben einem Mehrzweckraum zum Turnen einen „Wassergewöhnungsraum“ zum Patschen und Duschen.
Das etwa 1000 m² große Außengelände erstreckt sich hinter dem Haus. Wenn die 75 Kinder dort spielen, können sie auf die Balkone der Seniorenwohnungen und die Fenster der Appartements für Studierende blicken. 28 Quadratmeter wird eine solche Mini-Wohnung groß sein, eine Küchenzeile gehört mit zur Vermietung.
Jeder Wohnungseingang liegt an der frischen Luft
Karl-Marx-Platz wird umgebaut
Zeitgleich mit dem Mehrgenerationenhaus soll auch der Karl-Marx-Platz neu gestaltet werden. Der Auftrag soll bereits an einen Galabauer vergeben worden sein. Drei Millionen Euro, plus zwei Millionen an Fördermitteln, nimmt die Stadt dafür in die Hand.
Der in den 1870er Jahren entstandene Königsplatz mit seiner Germania-Statue wurde in den Nachkriegsjahren autofreundlich zubetoniert. Jetzt passiert das Gegenteil. Fast alle Parkplätze fallen weg, zugunsten von Liegewiese, Murmeltisch, Spielhügel und neuen Bäumen.
Deutlich edler sehen die Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen aus, die zwischen 55 und 85 qm2 groß sind. Statt Hausflur gibt es offene Laubengänge mit Blick auf die „Germania“ des Karl-Marx-Platzes und den Rathausturm. Jeder Wohnungseingang liegt damit an der frischen Luft, fast wie bei einem Reihenhaus. Besonders schick sind die Penthousewohnungen im Dachgeschoss. Sie erlauben einen Blick bis nach Bochum und haben einen umlaufenden Balkon.
Große Anstrengungen bei der Vermarktung muss Raoul Fischer wahrscheinlich nicht machen, denn das Mehrgenerationenwohnen ist stark nachgefragt. Anfang Februar wird dekon mehrere Führungen für die Mietinteressenten anbieten. Ob in dem Haus am Karl-Marx-Platz wirklich bald ein harmonisches Miteinander der Generationen herrscht? Von Vorteil ist wahrscheinlich, dass sich die Appartements für Studierende in einem eigenen Trakt befinden. Und was Beschwerden über Kinderlärm angeht, denkt Fischer: „Wer hier einzieht, weiß doch, dass unten Kinder spielen und es lauter werden könnte.“
Nahe der Innenstadt entsteht Mehrgenerationenhaus mit Kita
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