Witten. Im August geht es mit dem Neubau eines Mehrgenerationenhauses mit zweisprachiger Kita los. Der Karl-Marx-Platz in Witten ändert sein Gesicht.
Ein Platzumbau des Kornmarkts, der auf bauliche Verdichtung der Innenstadt setzte, ist vor wenigen Tagen gescheitert. Wie es anders gehen kann, zeigt das Planungsamt der Stadt Witten nun für den Karl-Marx-Platz.
Der in den 1870er Jahren entstandene Königsplatz mit seiner Germania-Statue wurde in den Nachkriegsjahren autofreundlich zubetoniert. Jetzt passiert das Gegenteil. Fast alle Parkplätze fallen weg, zugunsten von Liegewiese, Murmeltisch, Spielhügel und neuen Bäumen. Mitte 2022 werden Platz- und Straßenkreuzungen erneuert. Zuvor startet im August 2021 der Neubau eines Mehrgenerationenhauses mit bilingualer (zweisprachiger) Kita.
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„Der Platz wird deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger beim Ortstermin am Dienstag, während sich die Fläche zwischen Breite Straße, Garten- und Nordstraße gerade von ihrer hässlichsten Seite zeigt. Regen peitscht auf Autodächer und sammelt sich in Pfützen. Auch bei schönem Wetter mag niemand dort gern verweilen.
Land fördert Gestaltung des Innenstadt-Platzes in Witten mit zwei Millionen Euro
Die Stadt investiert in die Neugestaltung drei Millionen Euro. Weitere zwei Millionen gibt das Land NRW. Viel gewinnt der Platz durch die Investition von Raoul Fischer. Der Geschäftsführer der Firma „dekon Bau- und Immobilien“ errichtet in einer Baulücke an der Breite Straße (neben der Pizzeria) ein Mehrgenerationenhaus mit Kita. „Ein Herzensprojekt“, sagt der 41-Jährige. Sein Lob gilt der Verwaltung. „Man merkt, wie wichtig Planungs- und Jugendamt dieses Projekt ist.“
Wittens erste bilinguale Kita
Für die neue Kita an der Breite Straße hat auch ein in Witten neuer Träger den Zuschlag erhalten. „Step Kids Kitas“, genannt Stepke, mit Sitz in Berlin ist ein bundesweit tätiger, schnell wachsender Betreiber von Kindergärten. Alle Stepke-Kitas verfügen über ein besonderes Raumkonzept, technische Ausstattung und englischsprachige Angebote. 75 Plätze soll es entstehen, davon 22 für unter Dreijährige. Ein Alleinstellungsmerkmal für Witten: Erstmals wird es dann eine bilinguale Kita geben. Insgesamt gibt es 56 Kindergärten, davon acht in städtischer Hand.
Es würden sich schon jetzt Interessenten melden, für eine der 28 neuen Wohnungen oder für einen Kita-Platz. Dabei ist gerade einmal vor vier Wochen der Bauantrag gestellt worden. Fischer: „Der Bedarf an Wohnungen in der Innenstadt ist offenbar sehr hoch.“ 16 Wohnungen sind zwischen 50 und etwa 130 m² groß. Zwölf kleinere in einem getrennten Trakt sind für Studierende gedacht. Die Bauzeit soll etwa 18 Monate betragen.
Heiko Müller, Leiter des Jugendamts, gibt das Kompliment zurück. „Für Kita-Projekte gibt es viele gute Ideen, aber vieles verläuft im Sande. Endlich bringt mal einer was zu Ende. Und das, wo wir in der Wittener Innenstadt so einen hohen Bedarf an Kita-Plätzen haben.“
Unterirdische Wertstoffcontainer
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Viele Ideen der Umgestaltung gehen auf die Bürgerwerkstätten 2017 und 2018 zurück. Claudio Rabe vom Planungsamt nennt einige Beispiele, die ihrerseits etwas Neues in Witten sind: zum Beispiel einen Strom- und Wasseranschluss auf dem Platz, der bei künftigen Nachbarschaftsfesten dienlich sein wird. Die Wertstoffcontainer liegen unterirdisch. „Das ist ein Pilotprojekt, wir testen, ob das klappt. Denn der schönste Platz wird wieder verschandelt, wenn wir hinterher Papier- und Glascontainer aufstellen.“
Der Anteil an Grünfläche wächst, mit vielen Neuanpflanzungen, zum Beispiel in Hochbeeten. Unter anderem fallen Straßenflächen weg, etwa die Direktverbindung zwischen Mozart- und Gartenstraße. Die Bushaltestellen liegen künftig gegenüber, eine Verkehrsinsel trennt die Breite Straße. Sie wird übrigens bis zur Zufahrt von Kaufland erneuert, da dieser Straßenabschnitt in schlechtem Zustand ist. Auf die Anlieger kommen Straßenbaubeiträge zu (Infos ab 10. Mai unter www.witten.de/anliegerinfo).
Parkplätze fallen weg
Die einschneidendste Veränderung aber ist der Wegfall von vielen Parkplätzen – auch das war ein Wunsch der Bürger. Lediglich hinter der Pizzeria entstehen (vermietete) Parkplätze für Anwohner, ferner zehn Stellplätze an der Gartenstraße. Es gibt dafür mehr Fahrradbügel. „In unserer Parkraumerhebung hat sich gezeigt: Die Parkhäuser sind nur halbvoll, das Blech steht im öffentlichen Raum“, sagt Planer Claudio Rabe. Das wird sich nun ändern.