Witten. Das Corona-Jahr war ein schlechtes Jahr für Einbrecher in Witten. Die Zahl der Fälle sank wieder deutlich. Wo die Kriminalität aber zunahm.
Wegen der Corona-Pandemie haben die Wittener im vergangenen Jahr viel mehr Zeit zu Hause verbracht. Für Einbrecher keine guten Voraussetzungen. Das spiegelt sich auch in der polizeilichen Kriminalstatistik wider. In Witten kam es im Vorjahr zu 82 Einbrüchen und Einbruchsversuchen, 51 weniger als 2019. Das entspricht einem Rückgang um gut 38 Prozent.
Seit 2015 sinken die Fallzahlen in diesem Bereich. Mit einem solchen Tiefstand hatte Polizeipräsident Jörg Lukat aber nicht gerechnet. Seine Erklärung bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2020: „Wenn Menschen häufiger zu Hause sind, eröffnen sich für die bösen Buben nicht so viele Möglichkeiten, Straftaten zu begehen.“ Gleichzeitig sieht Lukat die Ursache für die verbesserten Zahlen in einem „konsequenten und engagierten Handeln“ seiner Mitarbeiter.
Enkeltrick im weißen Kittel
Auffällig ist allerdings, dass auch die Aufklärungsquote im Bereich der Wohnungseinbruchdiebstähle abgenommen hat (siehe Grafik). Das erklärt Kripo-Chef Andreas Dickel damit, dass aufgrund der positiven Entwicklung eine Ermittlungsgruppe aufgelöst worden ist.
Es gibt aber auch Kriminalitätsbereiche, in denen sich die Fallzahlen im Corona-Jahr negativ entwickelt haben. Neben den Sexualdelikten und der Straßenkriminalität verzeichnet unter anderem die Computerkriminalität einen hohen Zuwachs. Von 57 Fällen im Jahr 2019 weist die Statistik einen Anstieg auf 99 Fälle im vergangenen Jahr aus.
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„Kriminalität in Corona-Zeiten ist wie Wasser, das sich neue Bahnen ebnet, wenn es Hindernissen begegnet“, umschreibt Polizeipräsident Lukat diese Verschiebung von Straftaten. Deutlich werde diese auch in der „perfiden Art und Weise, wie ältere Bürger um ihr Erspartes gebracht werden“. Etwa, wenn Betrüger per Telefon versuchen, Senioren zu Geldzahlungen für Corona-Impfungen oder -Medikamente zu bewegen. Oder wenn sich vermeintliche Enkel aus dem Ausland melden und behaupten, Geld für eine Behandlung des Virus zu benötigen. Als „Enkeltrick im weißen Kittel“ bezeichnet Jörg Lukat diese Betrugsmasche und betont, wie wichtig in diesem Zusammenhang die Präventionsarbeit sei.
Drittbeste Aufklärungsquote im Ruhrgebiet
Verschlechtert haben sich die Zahlen außerdem in diesen Bereichen: Seit 2018 gibt es jährlich mehr Rauschgiftdelikte (282 Fälle in 2020), die Aufklärungsquote ist hier allerdings sehr hoch und liegt bei mehr als 93 Prozent. Waren- und Warenkreditbetrug – etwa beim Internetshopping – haben ebenfalls Zuwachs erfahren. Die Fallzahl erhöhte sich von 237 in 2019 auf 281 ein Jahr später. Besonders überraschend: Trotz Lockdown verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr fast doppelt so viele Taschendiebstähle, 120 statt 62. „Das müssen wir beobachten“, sagt Kripo-Chef Andreas Dickel.
Die Statistik weist für 2020 außerdem eine fahrlässige Tötung in Witten aus, das ist eine mehr als im Jahr zuvor. Darüber hinaus gab es laut Polizei einen versuchten Totschlag (gleiches Niveau wie 2019) und keine Morde oder Mordversuche in der Ruhrstadt (einer weniger als 2019).
Insgesamt ziehen Polizeipräsident und Kripo-Chef eine positive Bilanz. Die Aufklärungsquote ihrer Behörde (Bochum, Herne und Witten) sei mit 54,15 Prozent die drittbeste im Ruhrgebiet. Daran will die Polizei festhalten. Denn, so Andreas Dickel: „Sie sollen sich angstfrei in unseren drei Städten bewegen können, morgens mittags und auch nachts.“
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