Witten. Ab Mitte März besteht für Beschäftigte im Gesundheitswesen eine Impfpflicht. Wie die Krankenhäuser, Heime und Praxen in Witten reagieren.

Nur noch wenige Wochen gehen ins Land, dann greift die Impfpflicht für Beschäftigte des Gesundheitswesens. Örtliche Heime, Krankenhäuser und Arztpraxen berichten zwar von Impfquoten der Belegschaft von über 90 Prozent. Dennoch scheint die Lage vor dem Stichtag 16. März angespannt zu sein. Kritik an der neuen Vorgabe üben nicht nur ungeimpfte Mitarbeiter.

Einzelgespräche mit ungeimpften Beschäftigten

In der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das katholische Krankenhaus gehört, beziffert Geschäftsführer Theo Freitag den Impfgrad der Beschäftigten mit 95 Prozent. Die hat laut Verwaltungsdirektorin Ingeborg Drossel auch das Evangelische Krankenhaus (EvK) erreicht. Wer sich den Piks bislang noch nicht abgeholt hat, dem bleibt dazu laut den Gesetzesvorgaben aber noch bis Mitte Februar Zeit.

Derweil erfolgen bereits Einzelgespräche mit den Ungeimpften, wie es aus beiden Hospitälern heißt. Nicht nur dort kommt es zu solchen Terminen, sondern auch in Arztpraxen. Inzwischen seien wohl rund 90 bis 95 Prozent aller Beschäftigten immunisiert, erklärt Hausärzte-Sprecher Dr. Arne Meinshausen, der das Gesetz als solches für „richtig hält“. Doch es gebe durchaus noch Ungeimpfte, darunter „auch ein, zwei Ärzte“.

Land will noch im Detail informieren

Im Bezirk der Hagener Agentur für Arbeit sind (Stand Juni 2021) insgesamt 8993 Beschäftigte in Krankenhäusern tätig und 7680 in Senioren- und Pflegeheimen.Da die Zahl der Ungeimpften äußert gering sei, gehen beispielsweise das Katholische und das Evangelische Krankenhaus nicht davon aus, dass in größerem Umfang Stellen frei werden. Das Land NRW will noch detaillierte Informationen zukommen lassen, wie die Einrichtungen ab dem 16. März genau verfahren sollen, berichtet das Gesundheitsamt.

Das Gesundheitsamt des Kreises steht in engem Kontakt mit den Einrichtungen. Denn sie müssen der Behörde ab Mitte März den Impfstatus ihrer Belegschaft melden. Im Fall der Ungeimpften ruhen die Hoffnungen nun zum einen darauf, dass Überzeugungsarbeit sie zum Umdenken führt, so Kreissprecher Ingo Niemann. Zum anderen setze man auf den neuen Impfstoff Novavax, weil es sich um keinen mRNA-Impfstoff handele. Laut einer Forsa-Umfrage geben rund die Hälfte der Impfverweigerer eben diesen Impfstoff als Grund für ihre Haltung an.

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Heimleiter kritisiert Ungleichbehandlung

Solche Sorgen bestehen im St. Josefshaus in Herbede zwar nicht mehr, man sei nun bei der Impfung komplett, so Geschäftsführer Andre Löckelt. Doch er hat durchaus Verständnis für die Bedenken gegenüber einer Impfpflicht, die sich auf eine Branche wie den Gesundheitsbereich beschränke. Während künftig die Mitarbeiter in den Heimen geimpft sein müssten, gelte das Gesetz nun mal nicht nur die Besucher. Auch wenn für sie Testpflicht herrsche, sei es am Ende doch eine Ungleichbehandlung und führe zu Unmut unter den Pflegekräften. Löckelt hält daher eine allgemeine Impfpflicht für sinnvoll und angeraten.

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Wenn Beschäftigte eine Impfung verweigern, wird das Gesundheitsamt ihnen den Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz untersagen. Ob sie dann sofort die Kündigung bekommen oder zunächst einmal freigestellt werden, aber keinen Lohn mehr erhalten, sind die naheliegendsten Szenarien. Theo Freitag von der Elisabeth-Gruppe spricht ganz allgemein von „arbeitsrechtlichen Schritten“, die dann eingeleitet würden.

Bei der Gewerkschaft Verdi haben sich schon zahlreiche Mitglieder gemeldet, die einen Termin in der Rechtsberatung vereinbaren möchten, sagt die zuständige Hagener Gewerkschaftssekretärin Bianca Werner. Sie haben nach ihren Worten große Angst um ihre berufliche Zukunft. Es wird befürchtet, den Job zu verlieren oder versetzt zu werden. Im Gesundheitsamt des EN-Kreises rechnet man derweil damit, dass das Beschäftigungsverbot für Ungeimpfte zu einem hohen Arbeitsaufwand führt, nicht zuletzt, weil die Behörde von vielen Klageverfahren ausgeht.

Derweil sucht man im Seniorenheim Haus Buschey nach einer Lösung für zwei Mitarbeitende, die sich aufgrund von Vorerkrankungen nicht haben impfen lassen und keineswegs zu den Impfverweigerern gehören. Beide führen, wie die Stiftung Volmarstein erklärt, zu der das Haus gehört, Gespräche mit Fachärzten, „wie das weitere Vorgehen zum bestmöglichen Schutz aller sein kann“.

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