Witten. In Witten leben immer mehr ukrainische Geflüchtete. Obwohl viele inzwischen Sozialleistungen beziehen, wird die Wohnungssuche nicht einfacher.

Viktor Masyukov ist verzweifelt und gleichzeitig sauer. Er sucht derzeit einen festen Wohnort für eine Ukrainerin (38) und deren Tochter (12) in Witten. Dafür hatte er sich zuletzt auf eine offizielle Anzeige der Wohnungsgenossenschaft Witten-Süd beworben, wurde aber abgelehnt.

„Mir wurde dort gesagt, dass keine ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen werden“, sagt der 21-Jährige. Die Mutter und das Kind wohnen derzeit noch mit drei weiteren Personen in einer Notunterkunft in einem Dachgeschoss in Heven. Da die 38-Jährige nun aber beim Jobcenter gemeldet ist und Sozialleistungen bezieht, reicht diese Wohnung nicht mehr aus. Sie brauchen einen festen Wohnsitz mit einer ladungsfähigen Anschrift. „Das ist bei diesen Notwohnungen nicht gegeben“, so Masyukov.

Wohnungsgenossenschaft Witten-Süd widerspricht

Zu dem genauen Fall kann die Wohnungsgenossenschaft Witten-Süd zwar nichts sagen, widerspricht dem 21-Jährigen aber grundsätzlich. „Wir nehmen ukrainische Geflüchtete auf“, sagt Vorständin Jutta Böhlke. So sei man eine der ersten Vermieter in Witten gewesen, der der Stadt fünf Wohnungen für Ukrainer zur Verfügung gestellt habe.

Allerdings gestaltet sich das Ganze nicht immer so leicht, vor allem wenn es jetzt um die festen Wohnsitze geht. „Allein die Sprachprobleme sind eine Hürde“, sagt Böhlke. So gebe es beim Mietvertrag schon erste Schwierigkeiten. In solchen Fällen würde man sich erst mit der Stadt auseinandersetzen und zum Beispiel Dolmetscher hinzuholen. Auch innerhalb der Häuser sei die Verständigung in manchen Fällen ein Problem, so dass sich die Integration schwierig gestalte.

Zudem könne man nicht jede Wohnung einfach so abgeben. „Es gibt ja auch noch andere Interessenten und Interessentinnen“, sagt die Vorständin. Weiterhin müssten auch Mieterinnen und Mieter berücksichtigt werden, die zum Beispiel innerhalb der Genossenschaft umziehen wollen. Viele Immobilien seien derzeit ohnehin nicht frei. Gegen die Behauptung, dass man grundsätzlich keine Geflüchteten aufnehme, wehrt sich Jutta Böhlke daher vehement. „Wir tun, was wir können und kümmern uns. Es ist schade, wenn nur die negativen Beispiele genannt werden.“

Einen ähnlichen Fall gibt es auch bei der Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim Witten. Dort allerdings war ein ukrainisches Paar erfolgreich und wird bald in eine Wohnung am Sonnenschein ziehen, wie Vorstand Johannes Wilgenbus bestätigt. Auch das Paar sei mittlerweile beim Jobcenter gemeldet und müsse deshalb die derzeitige Notunterkunft in Herdecke verlassen. „Es war wirklich toll zu sehen, wie sehr sich die Stadt Herdecke um die beiden gekümmert hat“, so der Chef der Genossenschaft.

Stadt Witten hat in Notunterkunft viele freie Betten

Auch die Stadt Witten und andere Wohnungsgenossenschaften tun viel, um die Geflüchteten unterzubringen. Derzeit sind nach Angaben der Verwaltung 762 Ukrainer und Ukrainerinnen bei der Ausländerbehörde gemeldet. Von denen wisse man ganz offiziell, dass sie da sind. Allerdings kommen noch diejenigen hinzu, die in privaten Unterkünften untergekommen sind und deshalb nicht in die Statistik einfließen.

Die Stadt selber hat acht Unterkünfte, in denen Schutzsuchende leben können. Die größte befindet sich an der Brauckstraße, wo derzeit auch wieder 127 Betten frei sind. Aber auch das ist nur eine Notunterkunft und hilft denjenigen nicht weiter, die, wie in Masyukovs Fall, eine ladungsfähige Anschrift brauchen. Der 21-Jährige will aber nicht aufgeben und sucht weiter. Nach einer Unterkunft, die mehr ist als nur ein Raum im Dachgeschoss.