Witten. Ab Dienstag ist das Krankenhaus Herdecke die erste Adresse für psychisch erkrankte Wittenerinnen und Wittener. Sie mussten lange darauf warten.

Mit knapp einjähriger Verspätung übernimmt das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke ab Dienstag (1.2.) die Pflichtversorgung für alle Psychiatrie-Patienten aus Witten.

Herdecke muss nicht nur Erkrankte aufnehmen, die aufgrund eines psychischen Leidens mit einem richterlichen Beschluss zwangseingewiesen werden. Die Klinik ist für Wittener jetzt auch die erste Adresse bei freiwilligen stationären psychiatrischen Behandlungen - nicht mehr das St.-Elisabeth-Krankenhaus in Hattingen-Niederwenigern.

Selbstverständlich gelte bei freiwilligen Therapien aber die freie Arztwahl, betont der kommissarische Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie in Herdecke, Dr. Volker Hentschel. Wer sich stationär behandeln lassen wolle, könne auch auf andere Kliniken zugehen. Bei freiwilligen Behandlungen könne es unter Umständen Wartezeiten für einen Platz geben. Dies gilt für viele psychiatrische Kliniken.

In psychiatrischen Notfällen sollen sich Wittener in der zentralen Notaufnahme melden

Patienten mit psychischen Erkrankungen, die sich aus freien Stücken in Herdecke behandeln lassen möchten, müssen zunächst einen Termin zu einem Vorgespräch mit dem Sekretariat der psychiatrischen Institutsambulanz des Krankenhauses vereinbaren. Dieses diene unter anderem dazu, festzustellen, ob es für Patientinnen und Patienten auch noch Behandlungsalternativen gibt. Außerdem soll im Gespräch geklärt werden, auf welcher Station im Haus jemand behandelt werden soll, erläutert Psychiater Hentschel.

In psychiatrischen Notfällen sollen sich Wittener in der zentralen Notaufnahme der Klinik melden. Die Herdecker arbeiten weiterhin mit den Kollegen des Elisabeth-Krankenhauses in Niederwenigern zusammen, das bislang den größten Teil der Wittener Psychiatrie-Patienten behandelt hat. Sollte es bei den Behandlungsplätzen von zwangseingewiesenen Menschen in Herdecke knapp werden, werde man Kontakt mit Hattingen aufnehmen, so Hentschel.

Im Februar soll die Herdecker Psychiatrie eine neue Leitung bekommen

Eigentlich wollte das Herdecker Gemeinschaftskrankenhaus schon im vergangenen Jahr die psychiatrische Pflichtversorgung für Witten übernehmen. Gründe für den immer wieder verschobenen Start waren unter anderem coronabedingte Verzögerungen bei den notwendigen Umbauarbeiten im Krankenhaus sowie schwere Wasserschäden im Gebäude – verursacht durch das Unwetter Ende Juni und Tief „Bernd“ Mitte Juli. Nach der Vorgabe des Landes mussten die Herdecker ihre Bettenzahl in der Psychiatrie von 81 auf 110 aufstocken. Umgebaut wurde im Gebäudebestand.

Im vergangenen Herbst hatte der Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Prof. Helge Müller, das Krankenhaus verlassen. Man habe sich einvernehmlich getrennt, sagte der jetzige kommissarische Leiter Dr. Volker Hentschel in einem früheren Gespräch mit unserer Redaktion. Im Februar, so Hentschel, werde die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie eine neue Leitung bekommen.