Witten. Nach einer schwachen Frühlingsernte hat man sich vor dem letzten Honigschleudern auf Wittens Hohenstein gefragt: Sind die Erträge nun besser?

„Nur die Bösen werden gestochen“, scherzt Gerhard Liebig im Hinterhof des Lehrbienenzentrums (LBZ) auf dem Wittener Hohenstein. Um ihn herum summen und fliegen hunderte Bienen. Zur letzten Honigschleuder in diesem Jahr haben sich Kinder und Erwachsene rund um die Bienenvölker versammelt.

Honig hautnah: Kerstin Künnemeyer mit Tochter Marlena (8) beim Honigschleudern.
Honig hautnah: Kerstin Künnemeyer mit Tochter Marlena (8) beim Honigschleudern. © funke foto services | barbara zabka

Bevor die Waben entnommen werden, beruhigt der Imker die Bienen mit Rauch. Wie eine Bande, die ihr Eigentum verteidigen will, klammern sich einige resolute Insekten an die Waben. Von dem süßen Honig ist noch nicht viel zu sehen. Noch bedeckt eine stabile Wachsschicht die einzelnen Zellen.

Honig ist auch wichtige Nahrungsquelle für die Bienen im Winter

Mit dem Wachs versiegeln die Bienen eigentlich ihre Wintervorräte, sobald der Honig einen Wassergehalt von weniger als 18 Prozent besitzt. Denn von dem süßen Gold können sie sich in der kalten Jahreszeit auch selbst ernähren. Am Lehrbienenzentrum bekommen die Tiere aber ein spezielles Futter zum Überwintern gestellt.

Mit Muskelkraft: Die harte Wachsschicht muss abgezogen werden, um an den süßen Inhalt der Waben zu gelangen. Das Wachs wird nicht weggeschmissen, sondern wie ein Kaugummi mit Honiggeschmack verzehrt.
Mit Muskelkraft: Die harte Wachsschicht muss abgezogen werden, um an den süßen Inhalt der Waben zu gelangen. Das Wachs wird nicht weggeschmissen, sondern wie ein Kaugummi mit Honiggeschmack verzehrt. © Unbekannt | Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Jetzt aber ist der große Moment gekommen. Peter Bulla, der Vorsitzende des Imkervereins Gevelsberg, schleudert die Waben mit Imkerin Emilia Krampitz (Herdecke). Dazu benutzen die beiden eine runde, recht große Maschine, die auf dem Tisch steht. Durch Drehen gelangt das süße Gold aus den Waben heraus an die Wände der Honigschleuder. Das zuvor entfernt Wachs ähnelt einem nach Honig schmeckenden Kaugummi. „Lecker!“ Die Kinder dürfen probieren. Der frisch geerntete Honig fließt mittlerweile aus dem Hahn der Schleuder gleichmäßig glänzend in einen Eimer. Von dort wird er später in Gläser abgefüllt – ohne Behandlung, ohne Zusatzstoffe, ganz rein.


Hela Mikkin, Vorsitzende des Kreisimkervereins Ennepe-Ruhr, ist mit der Sommerernte zufrieden – im Gegensatz zu den mageren Erträgen im Frühling. „Im Mai war es noch mal kalt, da haben die Bienen ihre Honigreserven selbst aufgebraucht“, erinnert sich die 79-Jährige. Für die Imker sei dann nicht mehr viel übrig geblieben. Die aktuelle Sommerhonigernte hingegen laufe nach Plan. „Heute werden wir etwa 50 Kilo Honig ernten. Im gesamten Jahr seien bereits 150 Kilo zusammengekommen. Mikkin: „Der diesjährige Sommerhonig ist außergewöhnlich aromatisch. Kräftig, harzig und malzig.“

Trend von morgen: Wabenhonigist angesagt

Wer sich für den Honig weniger begeistern kann, für den ist das über zwei Meter große Bienen-Maskottchen „Emma“ einen Besuch wert. Es hat eher die Gestalt einer etwas zu dick geratenen Hummel. Der siebenjährige Elias aus Witten weiß Bescheid: „Emma hat schon ein ganzes Glas Honig gegessen!“ ruft der BVB-Fan aufgeregt. Natürlich hat er schon ein Autogramm für seine Mutter klargemacht. Franz Hansen aus Bochum ist gebürtiger Wittener und hat eine BVB-Dauerkarte. Mit Lebensgefährtin Caroline Schindler ist er zufällig am Lehrbienenzentrum vorbeigekommen. Ein Foto mit Emma zählt auch für den 35-Jährigen zum Pflichtprogramm. Honig ist für die beiden keine Wissenschaft. „Wir haben da eher so Phasen. Mal Honig, mal Marmelade und auch mal Wurstphasen zum Frühstück.“

Honig-Variationen für Feinschmecker gibt es jede Menge. Am Verkaufsstand hat Imker Christian Pommerenke (Hattingen) schon den Trend von morgen: Wabenhonig. Dabei wird der Honig mit der dazugehörigen Wabe gleich mitverkauft. „In Mittelmeerländern ist das ganz normal, weil da viel mit künstlichem Honig getrickst wird.“ In guten Hotels bekomme man mittlerweile eine ganze Wabe, wo der Honig sogar noch von Hand heruntergekratzt werden müsse. „Es ist eben ein Naturprodukt.“