Witten. 40 Jahre hat Davide Bentivoglio alle wichtigen Ereignisse in Witten mit der Kamera festgehalten. Nun ist er mit 82 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Das fotografische Gedächtnis Wittens ist tot. Davide Bentivoglio ist am 21. Oktober nach einer Krankheit 82-jährig verstorben. Über 40 Jahre lang dokumentierte der gebürtige Norditaliener alle wichtigen Wittener Ereignisse für die Ruhr-Nachrichten. In den letzten Jahren wurden viele seiner beeindruckenden Schwarz-Weiß-Aufnahmen auch in der Wittener WAZ abgedruckt, etwa im Rahmen unseres historischen Fotorätsels.
Davide Bentivoglio wurde 1938 geboren und wuchs in einem kleinem Dorf im Trentino auf. Nach Schule und Lehre kam er 1956 nach Deutschland, zunächst nach Bochum, später nach Herne und Wattenscheid. „Als ich nach langer Anreise aus Italien in Bochum aus dem Zug stieg, war ich angesichts der Kriegsruinen erst einmal geschockt“, erzählte Davide Bentivoglio einmal. „Und diese Luft: Aus unseren Schornsteinen hat es besser gerochen.“ Bei Verwandten sollte der gelernte Schneider in der Gaststätte aushelfen.
Die Fotografie hatte ihn schon in seiner Jugend fasziniert. Sobald er in Deutschland das Geld zusammenhatte, kaufte er sich einen Fotoapparat und ein Blitzgerät und begann, seine Umwelt zu fotografieren. Anfang der 1960er Jahren bot er den Ruhr-Nachrichten in Wattenscheid ein Foto an, das auf Begeisterung stieß und gedruckt wurde.
39 Jahre blieb er der Redaktion treu
Im Sommer 1963 wurde das erste Bild von ihm in den Wittener Ruhr-Nachrichten veröffentlicht. Dort suchte man gerade einen Fotografen. Zuerst wurde Bentivoglio als freier Journalist beschäftigt, ab 1967 als Redakteur. In der Redaktion begegnete er auch seiner späteren Frau Eva, die bei der Zeitung volontierte. Mit ihr hat er zwei Kinder, Katja und Peter.
Immer und überall dabei
Der Wittener RN-Redaktion blieb er 39 Jahre treu, bis zu seiner Pensionierung 2002. Ob bei Unfällen oder Hochwasser, beim Bau der A 44 oder dem Abriss der Gedächtniskirche, ob auf Bäumen oder Dächern – Davide Bentivoglio war mit seiner Hasselblad-Kamera immer und überall dabei.
Die WAZ-Redaktion hat ihn als stets hilfsbereiten und charmanten Kollegen kennengelernt, technisch fit bis ins hohe Alter und voller kreativer Ideen. Niemals durfte man es wagen, seine Bilder zu beschneiden! Ein Perfektionist mit Künstlerseele. Witten kann froh sein, einen wie ihn gehabt zu haben.