Witten. Asphaltschlepper trugen die heiße, schwarze Brühe zum Einsatzort: In den 1970er Jahren wurden Wittens Straßen teilweise noch per Hand geteert.
„Das ist sogar für einen Herbeder wie mich einfach“, schreibt Gerhard Keller. Und er hat wie sehr viele unserer Leser das Rätselbild geknackt: Das historische Foto zeigt die Asphaltierung der Ruhrstraße. Links steht das Sparkassengebäude, rechts liegt der Voß’sche Garten, an den sich damals das Stadtbad anschloss. Die Fotos geben Einblick, wie schwierig in den 70er Jahren die Arbeit der Bauarbeiter war.
Der Asphaltschlepper auf Davide Bentivoglios Foto trägt die heiße, stinkende und qualmende schwarze Teer-Granulatbrühe mit Eimern an einem Joch über dem Nacken hängend zum Einsatzort. Die Kunst, Straßen mit einem haltbaren Belag zu befestigen, ist ein paar tausend Jahre alt. Vor allem die römischen Straßen haben es zur Berühmtheit gebracht, und nicht selten haben sie sich als haltbarer erwiesen als unsere heutigen, modernen Fahrbahnen. Die Kunst des Asphaltierens dagegen ist nur wenig älter als 100 Jahre. Die ersten Versuche dazu wurden notwendig, als die ersten Automobile über die damals noch holprigen Straßen rollten.
Natürlich verlief die weitere Entwicklung danach ziemlich schnell, man könnte sie auch rasant nennen, wie auch die Fahrzeuge, die inzwischen darüber rollten. Das Joch allerdings hat inzwischen ausgedient.
Erwähnenswert ist vielleicht die folgende kleine Geschichte: Als man Ende der 60er Jahre die neue Hauptstelle der Stadt Sparkasse an der Ruhrstraße baute, stieß man auf alte Bergbaustollen aus dem 18. Jahrhundert (er war bereits Gegenstand eines Rätselbildes). Und darin fand man unter anderem ein Joch aus Eichenholz, das die Bergleute vor Jahrhunderten zum Kohlenschleppen benutzt hatten und dem hier vom Asphaltschlepper verwendeten aufs Haar ähnelte.
Bibliothek zog 2016 aus
Die Wittener Stadtbibliothek war 1968 an die Ruhrstraße in das 1909 gebaute Sparkassengebäude gezogen. 2016 wechselte sie in einen neuen Anbau an das Märkischen Museum in der Husemannstraße.
Sechs Jahre währte zuvor ein Streit um diesen Umzug. 2010 sammelte eine Bürgerinitiative 10.000 Unterschriften für einen Verbleib am alten Standort. Ein Bürgerentscheid scheiterte an rechtlichen Bedenken. Aus heutiger Sicht hat sich der Umzug gelohnt: Die Zahl der Bibliotheksnutzer ist seitdem gestiegen.
Das Rätselfoto mit all seinen Örtlichkeiten beschreibt detailliert Klaus-Peter Nehm, heute Sprecher der Wittener Sparkasse: „Aufgenommen wurde das abgebildete Foto auf dem Fußgängerweg der Ruhrstraße, dem Vorplatz, den sich Finanzamt und Sparkasse auch heute noch teilen. Und zwar in etwa an der Stelle, an der heute eine Bushaltestelle platziert ist. Es zeigt die 1967 in Betrieb genommene Hauptstelle der Sparkasse, damals noch ohne den späteren Erweiterungsanbau von 1993. In der Bildmitte stehen die Häuser der Schillerstraße, hinter den auf der rechten Straßenseite geparkten Fahrzeugen schließt sich der Voß’sche Garten an. Bei dem an der rechten Bildkante angeschnittenen Gebäude handelt es sich um die seinerzeitige Stadtbibliothek, die drei Buchstaben „STA“ sind auf dem Foto noch zu erkennen. Das Gebäude war von 1953 bis 1967 als Hauptstelle der Wittener Sparkasse genutzt worden und ist heute die Ev. Pop-Akademie.
Manchmal wurde der Asphalt auch gewalzt
Stefan Drückler hat uns zum Thema passend ein weiteres Bild zugeschickt: Während die Dortmunder Firma noch von Hand an der Ruhrstraße Gussasphalt einbaute, praktizierte zeitgleich die Wittener Tiefbaufirma Schäper den maschinellen Einbau von Walzasphalt – zu sehen auf seinem Foto an der Wideystraße, hinter dem Rathaus.