Witten. Neues Jahr, altes Leid: Der Wittener Familienzirkus Antoni hat keine Aussicht auf baldige Auftritte. Im Frühjahr muss er wieder umziehen.
Eine matschige Wiese hinter den leeren Ostermann-Parkplätzen in Witten – das ist im Moment das Zuhause der 45 Tiere und 23 Menschen von Circus Antoni. Für den Wittener Traditionszirkus hat das neue Jahr genauso angefangen, wie das alte aufgehört hat: Ohne Auftritte, ohne Einnahmen, ohne Aussicht auf einen festen Stellplatz. Ramona Tränkler und ihre Familie wollen weiterhin nicht aufgeben, doch sie sind auf Hilfe angewiesen.
Seit September steht Circus Antoni auf der Wiese neben Ostermann. Jahrelang war ihr Winterquartier am Sonnenschein an der Brückstraße. Doch dort baut das Marienhospital jetzt einen neuen Parkplatz. „Wir sind der Familie Ostermann sehr dankbar, dass sie uns den Platz hier zur Verfügung gestellt hat“, sagt Ramona Tränkler. Eine dauerhafte Lösung ist die Fläche jedoch nicht. Die 57-Jährige sucht schon lange nach einer langfristigen Bleibe für ihre Familie – doch die Möglichkeiten in Witten sind begrenzt.
Neuer Stellplatz muss genug Auslauf und eine ordentliche Zufahrt haben
Aus Witten möchten sie auf keinen Fall weg. Zu groß ist die Bindung an die Heimatstadt und zu wichtig die Bekanntheit des Zirkus unter Wittenern. Am Wochenende war Tränkler wieder unterwegs, um in Durchholz und Vormholz Ausschau nach freien Plätzen zu halten. „Ein leerstehender Bauernhof oder ein freies Firmengelände wären gut“, sagt sie. Eine ordentliche Zufahrt für die vielen Wagen und Anhänger muss es dort geben und genug Auslauf für die Tiere. Das ist nicht leicht zu kriegen. Doch Tränkler hofft, dass sie bald eine Möglichkeit findet oder sich jemand meldet, der ein passendes Grundstück kennt.
Im Moment stehen die Lamas, Pferde und Ponys in Stallzelten. An der Wand gegenüber von ihren Gehegen stapeln sich Heuballen und Futter-Vorräte. Denn egal wie knapp das Geld wegen der weggebrochenen Einnahmen ist, „für die Tiere müssen wir immer genug auf Vorrat haben“, so Tränkler. Ihre 17-jährige Nichte Celina ergänzt: „Wir haben die Verantwortung für sie.“ Immer wieder erhält die Familie Futterspenden von Privatleuten oder von den Wittener Tierfreunden. Doch seit Ostermann wegen des Corona-Lockdowns schließen musste, kommen deutlich weniger Leute an dem Gelände vorbei und bringen Äpfel, Möhren oder Hundefutter mit.
Seit Beginn der Pandemie konnte der Zirkus nirgendwo auftreten
Ramona Tränkler wünscht sich nichts mehr, als endlich wieder auf Tour gehen zu können: „Es wäre so schön, einmal wieder zu hören und zu sehen, wie die Musik angeht und sich der Vorhang öffnet.“ Doch ihre Hoffnung, im Frühjahr wieder losziehen zu können, „stirbt von Tag zu Tag“. Denn die Corona-Infektionszahlen sind weiterhin hoch. Das ganze letzte Jahr lang waren wegen Corona keine Auftritte möglich – weder im Zirkuszelt noch in Schulen oder Altenheimen. „Zuerst waren es nur ein paar Wochen. Da hätte noch niemand von uns gedacht, dass das so lange dauern wird“, sagt die 57-Jährige.
Die ruhige Zeit nutzt die Zirkusfamilie zum Einüben neuer Nummern, zum Futter und Holzspäne besorgen und für Reparaturen an den Wagen. Aufgeben kommt für sie trotz allem nicht in Frage. Tränkler gibt sich motiviert, auf den Zusammenhalt und auf die Gesundheit komme es jetzt an, sagt sie: „Wenn man denkt, man schafft es eh nicht, dann kann man es auch gleich ganz lassen.“
>>> Circus Antoni bittet um Unterstützung
Bei der Suche nach einem neuen Winterquartier bittet der Zirkus um Hilfe. Wenn jemand einen möglichen Platz kennt oder selbst ein passendes Grundstück zur Verfügung stellen kann, kann er sich bei der Familie unter 0170 2477362 melden.
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