Witten. Wie kommt Witten raus aus dem Lockdown? Wittener Unternehmen fordern mehr Engagement von Stadt und Kreis. Etwa ein Impfzentrum für den Nordkreis.
In der Wittener Wirtschaft rumort es. „Der Verdruss über den Umgang mit der Corona-Pandemie wird immer größer“, sagt Jürgen Ostwald, Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT). Ihrer Meinung nach engagieren sich Kreis und Stadt zu wenig. Es fehle „eine Strategie, wie die Wirtschaft bei geringer Inzidenz aus dem Lockdown herauskommen soll“.
Die CDU-nahe MIT kritisiert nicht nur Stadt- und Kreisverwaltung, sondern auch die Konzepte ihrer eigenen Partei. „Die einhellige Meinung der Wittener Unternehmen ist: Es passiert einfach nichts. Keiner kümmert sich um die Wirtschaft“, fasst Jürgen Ostwald zusammen.
Warum hat sich Kreis nicht als Modellkommune beworben?
Das Fass zum Überlaufen brachten zwei Nachrichten aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis. Erstens: Der Kreis hat nicht einmal versucht, sich als Modellkommune für Lockerungen der Corona-Einschränkungen zu bewerben. „Und das, wo unsere Inzidenz inzwischen unter 100 liegt“, so Ostwald. Und zweitens: Die Fokussierung des Impfangebots auf den Südkreis – warum hat nach Ennepetal Schwelm die mobile Impfstation bekommen? Und warum wurden nach der Absage eines Impfzentrums an der Uni Witten nicht weitere Ideen für den Nordkreis entwickelt?
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„Bei vielen Betrieben ist trotz Corona-Hilfen das Eigenkapital aufgebraucht und es herrscht Ratlosigkeit. Hier muss dringend von Seiten der Politik und der Verwaltung etwas passieren“, fordert die MIT in einem Schreiben. In der nächsten Woche soll dieses zu einer „Wittener Erklärung“ ausformuliert und an NRW-Gesundheitsminister Laumann verschickt werden.
Forderung: Mitarbeiter in kleinen und mittleren Betrieben impfen
Grundlage des Schreibens ist eine Videokonferenz, organisiert von MIT und IHK mit Teilnehmern aus verschiedensten Wittener Branchen (unter anderem die AHE, das Ardey Hotel, die Genussgalerie Hafer für den Handel, Arne Meinshausen für die Ärzteschaft).
Eine Forderung in der Erklärung ist, die Impfpriosierung aufzuheben, um Mitarbeiter in Betriebe schneller zu impfen und einem Produktions-Lockdown vorzubeugen. „Dabei geht es vor allem um kleine und mittlere Betriebe, die keinen eigenen Betriebsarzt haben“, sagt Ostwald, der die Rüdinghauser Firma Ruhrlicht mit zwei Mitarbeitern führt. „Allein in Witten gibt es etwa 10.000 solcher Betriebe, teilweise sind es Einzelkämpfer.“