Witten. Seine gesprayten Bananen zieren Kunstmuseen. In Witten hat Thomas Baumgärtel jetzt Pflegekräften und Ärzten „Impfbananen“ geschenkt.

Thomas Baumgärtel ist als „Bananensprayer“ international bekannt. Seine gesprayten gelben Früchte sind an den Eingängen von rund 4000 Kunstmuseen und Galerien zu sehen. Am Mittwoch (5.5.) hat der gebürtige Rheinberger Witten einen Besuch abgestattet. Mit seiner „Impfbanane“ zeichnet der Streetart-Künstler Mitarbeiter von Altenheimen und Krankenhäusern aus, die sich für die Corona-Schutzimpfung einsetzen.

Jetzt sind seine gelben Früchte auf Plexiglasscheiben des Altenzentrums am Schwesternpark Feierabendhäuser und am evangelischen Krankenhaus zu sehen. Zusammen mit dem Wittener Hausarzt Dr. Daniel Pötter wurden im Altenzentrum über 1000 Corona-Schutzimpfungen organisiert und durchgeführt. Einrichtungsleiter Andreas Vincke ist zuversichtlich: „Die Impfungen machen Hoffnung, dass bald wieder ein Stück angstfreies Miteinander möglich wird.“ Für diese Hoffnung und den Aufbruch aus der Corona-Krise steht die Kunstaktion von Thomas Baumgärtel.

In Witten musste der Künster mit Plexiglasscheiben vorliebnehmen

Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel hat seine Impfbanane mit  Schablonen gestaltet. Sein Motto: „Kunst heilt.“
Der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel hat seine Impfbanane mit Schablonen gestaltet. Sein Motto: „Kunst heilt.“ © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Die aufgesprühte gelbe Frucht solle außerdem als Dankeschön gelten, „für alle Mitarbeitenden, die an vorderster Front die Pandemie ertragen“, sagt er. Eigentlich sprüht der Kölner seine Banane nur an Wände. In Witten musste er mit Plexiglasscheiben vorliebnehmen. „So können wir die Impfbanane bei uns drinnen am Eingang aufhängen. Wenn mal gestrichen wird, können wir sie einfach abnehmen und danach wieder aufhängen“, erklärt Heimleiter Andreas Vincke.

Nicht länger als 20 Minuten dauert es, bis der Bananensprayer seine Impfbanane auf die Plexiglasscheibe gesprüht hat. Baumgärtel verwendet dafür drei Schablonen. Zunächst sprüht er in Rot und Gelb den Untergrund. Die zweite Schicht folgt in Schwarz, sodass die Schattierungen der Banane zu erkennen sind. Zum Schluss folgen kleine neongrüne Punkte. Das Endprodukt: Eine gelbe Banane, die rotgefärbt vom Virus ist. Eine Spritze mit gelber Flüssigkeit symbolisiert die schützende Impfung.

Baumgärtels Bananen-Kunst ist auch politisch

Thomas Baumgärtel wurde 1960 in Rheinberg geboren und lebt heute in Köln. Der Künstler ist unter dem Pseudonym „Bananensprayer“ bekannt. Seine in Pochoir-Technik gesprayten Bananen, die an die „Velvet-Underground-Banane“ von Andy Warhol erinnern, sind an den Eingängen von tausenden Kunstmuseen und Galerien zu finden.Im Februar 2018 kam es während der „Art Karlsruhe“ zu einem Eklat im Zusammenhang mit Thomas Baumgärtels Karikatur „Türkischer Diktator“. Diese zeigte den türkischen Präsidenten Erdogan mit unbekleidetem Unterkörper und einer Banane im Gesäß. Nach lautstarken Drohungen hängte Baumgärtel das Bild ab und sprach von Zensur und Bedrohung der Kunstfreiheit.

Thomas Baumgärtel arbeitete zwei Jahre als Zivildienstleistender in einem katholischen Krankenhaus, bevor er Kunst und Psychologie in Köln studierte. Eines Morgens fiel in einem Krankenzimmer eines der kleinen Kruzifixe herunter, die über jedem Bett hingen. Die Jesus-Figur am Kreuz zerbrach. „Als ich die Scherben zusammenkehrte und das leere Kreuz betrachtete, überlegte ich, was sich da machen lässt“, erzählt der Sprayer. Schließlich opferte der Künstler seine Frühstücksbanane, die er über dem Krankenbett an die Nägel hängte.

Professor Detlef H. Mache aus Witten fördert Baumgärtels Kunstprojekt

Ein prüfender Blick: Streetart-Künstler Thomas Baumgärtel.  Hausarzt Dr. Daniel Pötter (re.) hält alles mit einem Foto fest.
Ein prüfender Blick: Streetart-Künstler Thomas Baumgärtel. Hausarzt Dr. Daniel Pötter (re.) hält alles mit einem Foto fest. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Von diesem Moment an wusste Baumgärtel, dass er „Kunst machen wollte, die Wirkung erzielt“. Über 60 Impfbananen hat er seit Anfang des Jahres deutschlandweit an Krankenhäuser und Altenzentren gesprüht. Im evangelischen Krankenhaus Witten sprühte der Künstler die Banane in der EvK-Galerie „M“ auf eine Glasscheibe. In der Galerie wird seit zehn Jahren Kunst ausgestellt. Seit Anfang Januar wurden unter der Leitung von Chefarzt Mario Iasevoli über 600 Klinik-Mitarbeiter geimpft.

Der Wittener Künstler Professor Detlef H. Mache fördert das Kunstprojekt von Thomas Baumgärtel im EvK mit seiner Stiftung für Bildung & Kultur. Sowohl Mache als auch Baumgärtel betonen die heilende Wirkung der Kunst. Thomas Baumgärtel hofft, dass er mit seiner Impfbanane Menschen zum Nachdenken anregt. „Je mehr beim Impfen mitmachen, desto eher kriegen wir alle unsere Freiheit zurück.“