Witten. Die Biker-Szene hofft schon lange darauf. Nun ist sie einem Pumptrack in Witten einen Schritt näher gekommen. Aber es gibt auch Widerstand.
Ein Pumptrack für Mountainbiker in Witten – wäre das Fluch oder Segen? Darüber wurde jetzt im Stadtentwicklungsausschuss heftig diskutiert. Für Linke und Stadtklima ist klar: Mit einer solchen Anlage holt man sich viele Probleme in die Stadt. Das sehen die anderen Parteien ganz anders – und deswegen könnte es bald buchstäblich rund gehen.
Pumptrack heißt ein geschlossener Rundkurs mit Wellen, Steilkurven und Sprüngen. Auf allen möglichen Rädern ist er zu bewältigen: Nicht nur mit dem Mountainbike, auch mit Skateboard oder Inlineskates. Von den Mountainbikern hat er aber seinen Namen: Denn die bewältigen die Strecke, nur durch Pumpen und Drücken bei der Gewichtsverlagerung – ganz ohne in die Pedale zu treten.
Wittener SPD sieht Bedarf für so einen Bewegungsspielplatz
Solche Bewegungsspielplätze sind sehr angesagt, viele Nachbarstädte – u.a. Lünen, Oberhausen und Bottrop – haben oder bekommen eine. Die Errichtung kann mit bis zu 90 Prozent aus öffentlichen Mitteln gefördert werden. Auch für Witten sieht die SPD Bedarf für einen Track: „Viele Sportler sind hier auf Rollen unterwegs“, so Gabriele Günzel von der SPD im Stadtentwicklungsausschuss. Gemeinsam mit den Grünen hatte ihre Fraktion den Antrag gestellt, die Stadt möge prüfen, wo ein Pumptrack in Witten eingerichtet werden könnte.
Sportler auf Rollen? Für Oliver Kalusch von den Linken klingt das verharmlosend. Es gehe bei einem Pumptrack nicht um Rollschuhe, sondern um Mountainbike- und Downhillfahrer. Mit einer solchen Anlage fange das Übel doch erst richtig an. Die Radfahrer würden sicher nicht auf dem Track bleiben, sondern anschließend im Wald weitermachen. „Dabei hat die Stadt gerade erst dankenswerter Weise eine Downhill-Strecke im Wald in Rüdinghausen still gelegt“, so Kalusch. Anstatt ins Blaue hinein zu beschließen solle der Ausschuss lieber erst überlegen, ob eine solche Freizeitgestaltung wirklich sinnvoll ist – für die Natur und das Zusammenleben der Bevölkerung.
Stadtklima nennt Pumptracks „eine ökologische Sünde“
Ausgerechnet Michael Hasenkamp vom Stadtklima stimmte dem Linken in seltener Eintracht voll zu. Pumptracks seien eine ökologische Sünde mit katastrophalen Folgen und gäben den Anreiz für eine Form des Radfahrens, die über einen vernünftigen und gesunden Bewegungsdrang weit hinaus ginge. Vom „Krieg im Wald“ sei in anderen Städten die Rede, so Hasenkamp.
„Ganz schön viel Meinung für sehr wenig Ahnung“ konterte daraufhin Tobias Grunwald von der CDU. Sein Sohn sei schon mit acht Jahren und einem Puky-Rad auf einem Pumptrack gefahren. Mit Downhill habe das nichts zu tun. Eine solche Strecke würde die Konflikte im Wald nicht fördern, sondern lösen. Grunwald: „Das ist eine tolle Sache!“ Auch sein Parteifreund Julian Fennhahn ergänzte: Der Wald solle nicht umgebaut werden für die Mountainbiker. Aber mit Verboten komme man nicht weiter, man müsse den Sportlern eine Alternative bieten. Und ein Pumptrack könne ein erster Schritt dazu sein. Deswegen stehe die CDU voll hinter dem Projekt und werde es gerne weiter begleiten.
Wittener Verein „Happy Trail Friends“ bietet sich als Kooperationspartner an
Das will auch der Verein „Happy Trail Friends“, der am Kohlensiepen eine Mountainbikestrecke betreibt. Er bietet sich der Stadt als Kooperationspartner an und würde den Pumptrack auch mitbetreuen. Vereinsmitglied Markus Keil hat bereits ein Konzept für eine Anlage in Witten ausgearbeitet. Darin wird betont, dass Witten für die Mountainbiker bereits jetzt ein Hotspot sei.
Anlage wäre auch auf Industriebrache möglich
Nach Vorstellungen des Vereins „Happy Trail Friends“ sollte die Wittener Pumptrack-Anlage mindestens 5000 Quadratmeter groß sein. Zum Vergleich: Ein übliches Fußballfeld hat etwa 7000 Quadratmeter.Gebaut werden könnte der Track, so betont der Vereinsvorsitzende Thorsten Rudolph, nicht nur in Kemnade, wie zunächst vorgeschlagen wurde. Sondern auch auf einer Industriebrache, auf privatem Gelände oder als Erweiterung einer bestehenden Sportstätte in Witten. „Da sind wir ganz offen.“
Genau das ist Oliver Kalusch von den Linken ein Dorn im Auge – zu glauben, dass der Pumptrack die Situation nicht verschlimmert, hält er für einen „Blick durch die rosarote Brille“. Dennoch: Der Antrag, der den Wittener Bikern den Pumptrack einen Schritt näher bringt, wurde beschlossen – zur Freude von Thorsten Rudolph, dem Vorsitzenden der „Happy Trail Friends“, der die Diskussion mit Spannung verfolgt hatte. „Jetzt können wir alle die Augen und Ohren offenhalten, welche Flächen in Witten ein geeignetes Standort-Potenzial haben.“
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