Witten. Ohne Umsteigen soll es von Witten bis Norddeich Mole bzw. Frankfurt/Main gehen: Der Start der neuen Linie IC 34 wird jedoch in Hessen erschwert.
Ohne umzusteigen soll man bald mit dem IC 34 von Witten an die Nordseeküste fahren können – beziehungsweise in die Gegenrichtung bis Frankfurt/Main. Schon 2015 hatte die Deutsche Bahn die Pläne für diese neue, regionale Intercity-Route vorgestellt. 2019 sollten die ersten Züge fahren, doch mittlerweile steht Dezember 2021 auf dem Fahrplan. Was genau bremst diese Linie aus?
In Witten wartet man schon ungeduldig auf den ersehnten Fernverkehrsanschluss. Schließlich könnte man so einfacher den Frankfurter Flughafen erreichen oder bequem nach Norddeich Mole reisen – mit direktem Anschluss an die Nordsee-Inseln Norderney und Juist. Sechs Züge sollen pro Werktag über den Wittener Hauptbahnhof fahren, also jeweils drei gen Süden und drei nach Norden. Nur ein Zug fährt dabei täglich nach Norddeich und wieder zurück, die anderen beiden enden in Dortmund.
Statt Intercity ein „Interdorfi“?
Wie genau der Fahrplan aussehen wird, stehe noch nicht fest, sagt ein Bahnsprecher auf Anfrage. Wohl aber die Haltepunkte. In Richtung Frankfurt soll der IC 34 auch in Iserlohn-Letmathe, Altena, Werdohl, Plettenberg, Finnentrop, Lennestadt, Kreuztal, Siegen, Dillenburg, Wetzlar und Bad Nauheim halten. Die großen Zentren Hagen und Gießen bleiben außen vor. In Internetforen bezeichnet man die neue Intercity-Strecke darum spöttisch als „Interdorfi“.
Die Bahn sieht die Linie als Teil ihrer Fernverkehrsoffensive. „Im Rahmen eines attraktiven Gesamtangebotes mit gut verzahnten Nah- und Fernverkehrsverbindungen sollen die neuen IC-Doppelstockzüge (IC 2) zweistündlich fahren“, so ein Sprecher. Weiter heißt es: Die neue IC-Verbindung solle einen kundenfreundlichen Fahrplan bekommen. „Hierfür wird nun mehr Zeit als ursprünglich geplant benötigt. Die DB geht daher von einem Start der neuen IC-Linie zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 aus.“ Es hakt offenbar bei der Verzahnung von Nah- und Fernverkehr.
Streit zwischen zwei Tarifverbünden
Denn fernab von Witten gibt es einen Streit um Haltestellen, Tarifverbünde und Taktungen sowie zwischen den Ländern Hessen und NRW. Die Deutsche Bahn kann eigenständig und eigenwirtschaftlich ausschließlich Züge im Fernverkehr fahren lassen. Beim Nah- und Regionalverkehr ist sie an die Verkehrsverbünde gebunden. In NRW ist dies der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), in Hessen der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV).
Der NWL möchte, dass Nahverkehrstickets auch in den Fernzügen gelten, damit Pendler den neuen Intercity nutzen können. Hier ist eine Einigung in Sicht. Das offizielle Vergabeverfahren steht aber noch an. Im Gegenzug sollen andere Nahverkehrsverbindungen wegfallen, verschiedene Verkehrsunternehmen haben dagegen Einspruch eingelegt.
Auch aus Hessen kommt offenbar mächtig Gegenwind. Zum einen seien die Haltestellenabstände in NRW enger getaktet als in Hessen, so der Rhein-Main-Verkehrsverbund. Gemeinsame Tarifangebote für IC und Regionalverkehr gibt es dort noch nicht. Zudem wird ein Stopp in der Großstadt Gießen gefordert. Die Bahn argumentiert gegen Gießen. Im dortigen Hauptbahnhof sei ein Fahrtrichtungswechsel erforderlich, der einen Zeitverlust von etwa zehn Minuten mit sich brächte. Der Gießener Magistrat, so heißt es beim Gießener Anzeiger, setze sich weiter für einen Stopp des Zuges ein.
Solange sich die Tarifpartner aber nicht einig werden, kann die Deutsche Bahn nicht losfahren.