Wattenscheid. Auch ein Arzt wird mal krank. Rückenprobleme haben Matthias Manke aus Wattenscheid zu einem Buch motiviert. Ein Ratgeber auch aus Patientensicht.
Ärzte sollen ja selbst die unbequemsten Patienten sein, wenn es sie auch einmal erwischt hat. Matthias Manke belegt das gleich doppelt: Als ihn Rückenschmerzen lahmlegen wollten, packte ihn der Ehrgeiz. Der Orthopäde aus Wattenscheid nahm Klischees, Methoden und seine neuen Erfahrungen als Betroffener zusammen, entwickelte ein Konzept und bringt es nun als Buch heraus.
Auf das Bekenntnis „Wenn der Orthopäde Rücken hat“ im Titel folgt im Untertitel die Erklärung „Der etwas andere Ratgeber für Rückenschmerzpatienten und alle, die’s nicht werden wollen“. Er wechselt damit die Seiten, wird zum Patienten und versucht, seine Rückenprobleme selbst aktiv in den Griff zu bekommen.
Rückenschmerzen: Wattenscheider Arzt wird zum Leidensgenossen seiner Patienten
Damit stellt Matthias Manke die vielfach gängigen Therapien ebenso in Frage wie die pauschale Empfehlung: „Sport“. Als Leidensgenosse begibt er sich auf Augenhöhe zum und mit dem Patienten, der sich nicht mit einer Spritze zufrieden geben will. „Ich habe erst einmal für den Alltag als Arzt dazu gelernt“, gibt Manke zu.
Etwa, dass viele Patienten sich allein gelassen fühlen müssen. „Aber der Arzt hat deswegen auch nicht gleich den Schwarzen Peter“, schickt er gleich hinterher. Denn nur bei etwa 20 von 100 Schmerzpatienten ist das Leiden „strukturell“ begründet, hat seine Ursachen in den Bandscheiben oder den Gelenken. „Bei den anderen 80 liegt es an den Muskeln.“ Die sind, ist Mankes Überzeugung, weit öfter verkürzt, untrainiert und nicht im Gleichgewicht.
Die Heilung für den Rücken beginnt auch hier im Kopf
Mit der einfachen Streckung aus einer gebückten Schreibtisch-Haltung macht er deutlich, wo der Schmerz erscheint und damit zeigt, dass genau die andere Körperseite „kurz gehalten“ wird. „Aber die Patienten erwarten oft, dass es die Bandscheiben sind und ich umgehend eine Lösung habe. Dabei beginnt die Heilung im Kopf.“
Eine Spritze sei oft nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, gemeinsam müssten Arzt und Patient vielmehr ein Bewusstsein entwickeln. „Das kostet Zeit, die der Arzt nicht bezahlt kriegt, und kostet Arbeit für den Patienten“, zumindest erst einmal ein Wochenende, beim Lesen des 224-seitigen Ratgebers. Der ist sogar illustriert, und in den Zeichnungen findet sich der Revierdoc „gut getroffen“, sagt er schmunzelnd.
Nicht nur, weil’s um den – und hier seinen – Rücken geht. Die Übungen lassen sich sämtlich zu Hause ohne großartige Hilfsmittel ausführen und nachmachen. Es kommt sogar eine Bierkiste aus Bochumer Produktion zum Einsatz. „Ohne Sponsoring“, erklärt Manke breit lachend.
Auch Bundesliga-Fußballer als Patienten
Matthias Manke: „Wenn der Orthopäde Rücken hat – Der etwas andere Ratgeber für Rückenschmerzpatienten und alle, die’s nicht werden wollen“, 224 Seiten, 19,99 Euro, ISBN-13: 9783965840935, voraussichtlicher Liefertermin 5. Februar 2021.Der Orthopäde und Unfallchirurg ist auch Dozent der Forschungsgruppe Akupunktur, Dozent der Ruhr-Universität Bochum, Leitender Arzt des Sportmedizinischen Netzwerkes „Sportivum“ und betreut Spieler der ersten Fußball-Bundesliga. Sein erstes Buch „Leichtfüßig – Was Füße über unsere Gesundheit verraten“ ist als Paperback bei Bastei Lübbe erschienen.
„Immer wieder höre ich: Stress, keine Zeit, wenn’s um die Ursachen geht, um das Fehlverhalten, das im Zentrum steht“, meint er ernst, „und ich frage dann: Keine Zeit für Deinen Körper, aber Zeit für den Besuch beim Arzt?“ Bei vielen Menschen sei der innere Schweinehund so groß, dass sie eher teure Behandlungen zahlten als aktiv mit Wirbelsäulentraining an ihren Defiziten zu arbeiten.
„Wir müssen unseren Muskeln Futter geben“, stellt Doc Manke klar, „ein Motor läuft auch nicht ohne Benzin.“ Einfach wegmassieren ließen sich Rückenleiden eben auch nur selten, „da werden die Muskeln gelockert, aber nicht trainiert.“ Wobei Entspannung und Wärme, Yoga oder Pilates auch für Manke durchaus ihre Berechtigung haben, „aber Körperarbeit auch nicht automatisch gut ist, sehr wohl allerdings ein Bewegungsausgleich“.
Beckenbodentraining nicht nur für Frauen
Wer noch nicht neugierig geworden ist, den packt der Arzt mit seinem Ratgeber über die Empfehlung „Beckenbodentraining auch für Männer.“ Um klar zu machen, „warum Sex gut ist bei Rücken.“ Für den Anfang greift er zu einem Balance-Kissen, „Ganzkörpertraining und Arbeit, ganz einfach und wirksam, sogar beim Zähneputzen“. Manke stellt fest: „Da hat keiner mehr Ausreden.“
Stoff für ein drittes Buch sieht Matthias Manke im Lockdown übrigens auch schon: „Homeoffice und Bewegung zu Hause“.
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