Wattenscheid. Viel Geld für Miniwald: Der erste Tiny Forest in Bochum soll am Stadtgarten Wattenscheid entstehen. Doch die Verwaltung ist skeptisch.

Die Bezirksvertretung Wattenscheid stellt sich hinter die Initiative, am Stadtgarten einen Tiny Forest entstehen zu lassen. Sie will daher umgehend das Thema förmlich noch einmal behandeln. Wenn nötig, könnten dazu auch Bezirksmittel aus dem „Feuerwehrtopf“ bis zu 15.000 Euro bereitgestellt werden.

Noch gibt es erst wenige Gemeinden in Deutschland, die das Thema Tiny Forest umgesetzt haben. Im Stadtgarten Wattenscheid auf dem ehemaligen Betriebsgelände könnte somit ein Projekt umgesetzt werden, dass über die Stadtgrenzen beachtet würde, ist die Begründung.

Das Projekt zieht schon Kreise über Bochum hinaus

Der erste Miniwald Deutschlands ist im März 2020 in der brandenburgischen Uckermark von zwei Studenten der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde gepflanzt worden. Auf einer Fläche von 800 Quadratmetern sollen da nun insgesamt 33 Baum- und Straucharten für mehr Biodiversität sorgen.

Özlem Agildere, engagierte Anwohnerin des Stadtgartens.
Özlem Agildere, engagierte Anwohnerin des Stadtgartens. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Im kommenden Studienjahr ab Oktober 2021 bietet die Fakultät Raumplanung der TU Dortmund das Studienprojekt „Tiny Forest ganz groß - Wie Miniwälder das Ruhrgebiet grüner machen können“ an.

Für die Anwohnerinitiative beschreibt Özlem Agildere: „Der Tiny Forest in Wattenscheid kann als Pilotprojekt Erkenntnisse für viele weitere Pflanzungen und klimaneutrale Gestaltungsmöglichkeiten in unserer Region liefern. In lauter kleinen, natürlichen Klimaschutzzonen kann man frische Luft genießen. In der Summe können die einen beachtlichen Anteil zum guten Klima in Bochum beitragen.“

Verschiedene Stellen möglich

Tatsächlich hat die Verwaltung bereits Areale in Wattenscheid ins Auge gefasst, so etwa an der Bochumer Straße/Centrumplatz, 800 qm, an der Marienstraße 1500 qm, und an der Westenfelder Straße/Ridderstraße 1000 qm.Die Kosten der Pflanzware würden mit einem Durchschnittspreis von etwa vier Euro je Quadratmeter veranschlagt. Je nach Situation müssten noch Extra-Leistungen kalkuliert werden, etwa für Zäune, Verbiss-Schutz oder Bodenaufbereitung.

Die Fachverwaltung behandelt das Thema ausführlich, aber mit Zurückhaltung. Denn in Bochum sei die Naturverjüngung das Ziel von Pflanz- und Pflegemaßnahmen. Deshalb seien schon Naturwaldparzellen und Industriewaldflächen ausgewiesen worden.

Verwaltung denkt größer

Auf dem ehemaligen städtischen Bauhof am Stadtgarten kann in Bochum-Wattenscheid ein Tiny Forest entstehen.
Auf dem ehemaligen städtischen Bauhof am Stadtgarten kann in Bochum-Wattenscheid ein Tiny Forest entstehen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Innerhalb kurzer Zeit ökologisch wertvolle Flächen durch Tiny Forests zu erwarten, ist aus fachlicher Sicht utopisch“, verlautet aus dem Rathaus. Denn dabei würde zur natürlichen Entwicklung das Stauden- und Krautstadium übersprungen. Ein funktionierendes Wald-Ökosystem könne sich auf so kleinen Flächen nicht etablieren, sich auch kein typisches Waldklima entwickeln, das vor Wetterextremen schützt.

Außerdem müsste in Siedlungen die Verkehrssicherheit gewährleistet werden. Zäune müssten dann dafür sorgen, dass die Flächen nur für die Ansiedlung von Flora und Fauna vorbehalten blieben.

„Taschen-Parks“ sind schon in Planung

Etwas günstiger sieht es sogar bei den so genannten „Pocket Parks“ aus. Die Bezirksvertretung Mitte hat die Verwaltung beauftragt, Standorte zu suchen. Fünf Stellen hätten wohl das Potenzial für solche kleinen Parkanlagen. Die Herstellungskosten für den ersten Pocket Park an der Riemker Straße liegen bei 82.000 Euro, die Unterhaltung bei 7800 Euro im Jahr. Das soll mit solchen Parks, meist unter 400 Quadratmeter, fortgesetzt werden.