Wattenscheid-Höntrop. Wirt Sascha Vincon hat vor fünf Jahren das Kolpinghaus in Höntrop übernommen. Davon herrscht nun schon fast zwei Jahre der magere Corona-Betrieb.
Praktisch dauerhaft leer ist der reservierte Parkplatz direkt am Wattenscheider Hellweg, der für die Taxis. Im Kolpinghaus Höntrop, dem Traditionsrestaurant im Süden der Hellwegstadt, hat Pächter Sascha Vincon vor ziemlich genau fünf Jahren den Betrieb übernommen. Neun Monate war es bis zum Pächterwechsel geschlossen, und schon das machte sich im Stadtteil bemerkbar. Das galt für die Stammgäste und vor allem die Vereine.
Von diesen fünf Jahren hat der Wirt er mit seinem rund 15-köpfigen Team nun zwei unter Corona-Bedingungen durchgestanden, und sie haben ihn Nerven gekostet. „Ich musste einmal das Kühlhaus komplett leer machen, alles in die Tonne hauen.“
Vor allem im echten Lockdown sind die Einnahmen auf Null gesackt, Liefer- und Abholservice mussten erst einmal eingerichtet werden. Direkt am Eingang ist ein Tisch mit Desinfektionsmittel-Spender aufgebaut, die Hinweise auf die aktuellen Corona-Schutzbestimmungen sind unübersehbar.
Sascha Vincon verdreht die Augen. „Wir müssen ja bei jedem Gast den Impfstatus kontrollieren und darauf hinweisen, dass nur am Tisch oder am Tresen die Maske abgenommen werden darf“, erzählt er mit leichtem Kopfschütteln. „Vor allem bei den Stammgästen ist das natürlich richtig lästig, praktisch alle zwei Tage zu fragen. Aber sonst: 25.000 Euro Strafe kann das kosten“, betont er.
In Wattenscheid fehlt vor allem der Karneval
Ein leichtes Grinsen stiehlt sich dann doch in seine Mundwinkel. Denn kürzlich hat es eine Kontrolle bei einem Gastronomen noch weiter draußen im Süden gegeben. „Freitagabend um 21 Uhr“, erzählt er, „was wollten die wohl kontrollieren? Ob der schon den Schlafanzug anhatte?“
Dann ist das Schmunzeln wieder weg. Wie viele Gastronomen hat Vincon die Zeit ohne den gewohnten Betrieb in den drei Sälen, ohne Vereinstreffen, Chorproben, Kegelabende, Stammtische, Advents- und Weihnachtsfeiern genutzt und ein bauliches Projekt in Angriff genommen.
„Wir haben im Keller renoviert und gefliest und einen Raum extra für kleinere Zusammenkünfte von Clubs hergerichtet“, schildert er. Aber selbst solche Treffen gibt es so gut wie gar nicht, viele Gäste meiden geradezu Gesellschaft.
Festangestellte in Kurzarbeit, Aushilfen nur mit Glück
Gut 100 Plätze, so überschlägt er kurz, bietet das Kolpinghaus im rein gastronomischen Bereich. Drei Bereiche kann er in den Sälen abteilen, und üblicherweise würde jetzt schon die Kolpingspielschar mit ihren großen Veranstaltungen zum Karneval auf die Zielgerade biegen. Doch die „fünfte Jahreszeit“ in Wattenscheid ist zum zweiten Male wie so vieles abgesagt.
Aktionstage sind geplant
Aufgesteckt hat Sascha Vincon aber nicht. Eine Änderung der Speisekarte soll Abwechslung bringen.Er plant für eine Übergangszeit Aktionstage, jeweils dienstags einen Schnitzeltag, mittwochs Pfannkuchen und donnerstags Fisch. Infos: https://www.kolpinghaus-hoentrop.de/
„Meine festangestellten Mitarbeiter musste ich in Kurzarbeit schicken“, sinniert Vincon, „die Aushilfen, die ich dann noch mit Glück für den Sommer gefunden habe, als mal kurz Biergarten-Zeit war, denen musste man ja praktisch erst mal alles zeigen“. Denn die meisten Hilfskräfte, die in der Gastronomie häufiger jobben, haben sich anderweitig umsehen müssen.
Dann schlug auch noch das Schicksal zu, Saschas Ehefrau Monika starb Ende vergangenen Jahres. „Im Dezember war ich fast gar nicht aktiv“, beschreibt er nur ganz knapp.