Wattenscheid-Höntrop. Für den Neubau im Südpark legt sich die CDU Bochum fest. Sie argumentiert mit Investitionen, Zuschussbedarf und Bauzeit für ein reines Hallenbad.
Endlich wieder eine Präsenzveranstaltung und die gleich zu einem heißen Thema: Die öffentliche Sitzung der CDU-Ratsfraktion zog die Besucher an. In der Alten Lohnhalle an der Lyrenstraße griff das hauseigene Hygienekonzept ab 50 Personen, also Maskenpflicht. Christian Haardt kalkulierte zum Thema „Sachstand Neubau Höntrop“ mit etwa zwei Stunden Diskussion und lag richtig.
In der Einladung hatte es noch geheißen „Höntrop geht bald wieder baden“, und auf diese Einschätzung waren viele Gäste gespannt. Holger Rost, seit drei Monaten Geschäftsführer der Wasserwelten Bochum GmbH, stellte sich den Fragen nach einer kurzen Einleitung.
Bäderkonzept für alle Anlagen Bochums ist in Arbeit
Haardt konnte es kurz machen, denn drei Varianten für den Bau eines Bades im Südpark sind von ursprünglich fünf übrig geblieben. Mit Wolfgang Horneck, Vorsitzender des Sportausschusses, wies er auf die Dimension der Entscheidung für die Gesamtstadt hin und damit auf das Bochumer Bäderkonzept, das derzeit ebenfalls erarbeitet werden muss.
Horneck machte klar, dass in seinen 25 Jahren Zugehörigkeit zum Rat lediglich ein Bad, das in Querenburg, modernisiert wurde und an der Bramheide in Werne das Freibad saniert werde: „Alle anderen sind inzwischen technisch gesehen einfach Schrott. Das ist in Jahrzehnten versaubeutelt worden, und wir müssen jetzt zusehen, dass wir es wieder geradebiegen.“
Zuschuss acht Millionen pro Jahr
Auf acht Millionen Euro pro Jahr sei inzwischen der Zuschuss für alle kommunalen Bäder in Bochum gedeckelt, und womöglich ein weiteres zu schließen, um ein großes in Höntrop zu bauen, komme mit der CDU in Bezirk und Rat nicht in Frage. „Wir sehen doch, dass die Kinder zum Schulschwimmen mehr im Bus sitzen als tatsächlich schwimmen lernen zu können.“
Christian Haardt machte deutlich, dass sich über die „große“ Lösung eines sportgerechten Freizeitbades unter diesen Aspekten kaum weiter zu diskutieren lohne. „Der Zuschussbedarf gilt schließlich für alle unsere Bäder, und von dem ganzen Kuchen muss nicht nur Höntrop bedient werden.“
Lehrschwimmbecken ein weiteres Sorgenkind
Allein, um sozialverträgliche Eintrittspreise zu garantieren - was auch nur bei einem Bad in städtischer Hand überhaupt funktioniere - könnten die Anlagen nicht ohne Zuschüsse in Betrieb gehalten werden. Auch Thorsten Kelle, DLRG-Kreisvorsitzender, hieb in die Kerbe der gesamtstädtischen Sicht. Holger Rost (bisher kommissarischer Wasserwelten-Leiter nach dem Rauswurf von Berthold Schmitt einem Monat; Marcus Müller ist jetzt neuer Geschäftsführer der Wasserwelten Bochum GmbH) bestätigte auf seine Frage denn auch knapp und deutlich, die Erstellung des Bäderkonzeptes für die Gesamtstadt sei ein Auftrag der Politik an die Wasserwelten.
Der Zahlen nicht genug, kam auch in die Diskussion, dass der Sanierungsbedarf für die Lehrschwimmbecken an den Schulen in Bochum sich inzwischen laut Gutachten auf etwa 45 Millionen Euro belaufe.
Zeitplan und Kostensteigerung
Nach den Ferien soll die Entscheidung über den Bad-Neubau fallen. Auf die Frage „in welchem Jahr?“ zeigte sich Christian Haardt überzeugt: „In diesem.“ Fallen werde sie auf politischer Ebene, nicht durch die Wasserwelten GmbH. Nach dem Stand von 2019 würde die Variante 1 für ein Erlebnisbad 42 Millionen Euro kosten, die Variante 3 für ein Hallenbad, eventuell mit Schiebedach, zwischen 24 und 25 Mio. Die Baustoffkosten sind allerdings inzwischen deutlich gestiegen.
Damit gewann ein weiterer Umstand in der Diskussion des Abends außerdem stärkeres Gewicht. Denn das große Erlebnisbad nach Variante 1 würde etwa 115 zusätzliche Parkplätze am Südpark erfordern und damit einen Grundstückserwerb. Außerdem müsste die einzige Zufahrt über die bisher enge Straße In der Mark ausgebaut werden. Vor allem aber hieße die „große Lösung“ auch, dass das Verfahren europaweit ausgeschrieben werden müsste und damit mehr Zeit in Anspruch nähme.
Christian Haardt räumte ein, es sei mehr als ärgerlich, dass der Sprungturm im Bad vor nicht allzu langer Zeit erst aufwendig saniert wurde. Ob er doch erhalten werden kann, vielleicht in der Gegenrechnung zu einem „Cabrio-Dach“ für das Hallenbad, soll nun geprüft werden. Gegen das Freibad, so die Haltung der CDU in Rat und Bezirk, sprächen die Kosten für neue Technik. Für das Hallenbad, die „kleine“ Variante, der ganzjährig mögliche Schwimmbetrieb, Investitions- und Zuschussbedarf.